Dienstag, 23. November 2010

Tage 14 & 15 „Das Ende eines Sommers“ und „Heimkehr“


Der letzte Tag.
Heute würden wir uns auf den Weg zur Fähre nach Harwich machen, was bedeutete, dass wir einen ganzen Tag im Wagen verbringen würden, denn die Strecke sollte etwa 6 Stunden dauern.
Bevor wir uns jedoch auf die endlos erscheinende Fahrt gen Osten machten, mussten wir unbedingt noch den Ort Tintagel erkunden. Williams Mutter hatte uns zuvor schon vorgewarnt, dass wir unsere Erwartungen nicht zu hoch schraubten, da es sich um einen sehr touristischen Ort handeln sollte. Wir waren aber in erster Linie gespannt auf das Artus-Schloss und das alte Post Office. Unweit unseres Campingstellplatzes war der Weg zu den Klippen oberhalb schräg links gegenüber der Schlossruine. Vorbei an dem neugotischen Schloss Camelot-Hotel (irgendwie peinlich) stiegen wir einen kleinen Kletterpfad Richtung Ruine und davorliegender Schlucht hinab. Warnschilder wiesen uns freundlicherweise darauf hin, dass es sich hierbei nicht um einen öffentlichen Pfad handele, der auch eh nicht zur Burg führte. Als wir nun dort oben am Abhang standen und auf die Ruine hinunter schauten, wurde unsere Enttäuschung zunehmend größer, denn es waren wirklich nur noch kleine Mauerreste vorhanden, welche sich jedoch beachtlich am gegenüberliegenden Klippenhang entlang räkelten. Auch eine Merlinhöhle ließ sich ausmachen, ganz leicht; wenn man am Strand unten leicht nach vorn, dann schräg rechts nach hinten links die Klippen hinaufklettern würde, wäre sie ganz einfach fußläufig zu erreichen. Wir entschieden uns aber gegen den Besuch der Ruinen. Zum Einen hätten wir einen ewig eineinhalb Meilen langen Marsch bergauf auf uns nehmen müssen, zum anderen hätte das erfahrungsgemäß ewig gedauert. Wir befanden, dass man die Ruine am Besten von dort oben gegenüber  begutachten und lesen konnte.
Anschließend wollten wir es uns auch nicht nehmen lassen, den Ort noch kennenzulernen. Wir schlenderten also gemütlich die Dorfstraße entlang und fühlten uns nicht unberechtigt an einen Ostseekurort erinnert. Es wimmelte förmlich von B&Bs und Pensionen. Von einem historischen Ortskern war bis auf das alte Post-Office (National Trust) nichts zu spüren. Unbedingt bemerkt werden sollten aber die Einkaufsmöglichkeiten in Tintagel. Wer nicht acht gibt, findet sich ganz schnell in einem Schwertsalat oder einer Drachenkolonie gegenüber wieder. Jeder Laden, und sei er auch noch so klein, verkauft neben den obligatorischen Ansichtskarten kitschige Elfen- und Drachenfiguren, die in der Tat Leute auf eine Ablage in ihrer Wohnzimmerschrankwand parken und dort ungehemmt verstauben lassen. Außerdem dürfen diverse Bekleidungsstücke nicht fehlen. Vom schwarzen Fantasy-T-Shirt bis hin zu einem gotisch anmutenden Zauberumhang sollte hier jeder auf seine Kosten kommen. Kulturell gehaltvoll war lediglich das alte Post-Office, und absolut sehenswert!
So schnell uns unsere Beine tragen konnten, stürzten wir zurück zu Schakkeline und kehrten diesem höchst merkwürdigen Ort den Rücken. Immerhin gab es sauber gepflegte Campingklos.
Der Abschied aus Cornwall wurde uns also schön leicht gemacht, dafür waren wir dankbar. Nun fuhren wir also non-stop bis nach Harwich, wo wir am Abend gegen 20 Uhr ankamen. Das Wetter unterwegs war mies und die englischen Fahrkünste dementsprechend. An der Fähre schließlich angekommen, durften wir uns links neben den Check-In stellen und dort unter wohlbehüteten Augen des Zolls übernachten, ganz für umsonst, aber dafür auch ohne Strom. Wir aßen noch eine Kleinigkeit, okkupierten dann die WC Anlagen (noch nie so nah gewesen!!) und gingen dann früh schlafen.
Unsere Fähre sollte am nächsten Morgen um 9 Uhr ablegen. Wir waren natürlich sehr pünktlich am Check-In und konnten es uns hinterher in der Warteschlange nicht verkneifen, den uns umgebenden übermüdeten Autofahrern AUSGESCHLAFEN mit einer Tasse frisch aufgebrühten Tee vor den halben Augen herum zu fuchteln! Dann waren wir auf der Fähre, die uns wieder aufs Festland bringen und damit diesen tollen Urlaub beenden sollte. Nach 6 Stunden Fahrt erreichten wir die holländische Küste vor Hoek van Holland. Die Realität hatte uns wieder. Das Fahren auf der anderen Seite erwies sich anfangs als problematisch, zumal jetzt der dumme linke Außenspiegel wieder zum Einsatz kommen musste, dabei aber fröhlich im Fahrtwind umher flatterte.
Als wir von der Fähre fuhren, winkte uns der Fahrrichtunganzeigmann den Weg zum Autozollbereich, anstatt uns den LKW hinterher zu schicken. Aufgedreht wie man nach einer langen Urlaubsreise so ist, folgten wir unbedacht seinen Anweisungen (man würde ja sonst sicher gleich verhaftet und 3 Jahre lang bei Gouda und Brot eingesperrt). An der Zollbude angelangt, wies uns der schnittige Beamte darauf hin, dass wir ja doch sehr viel Glück gehabt hätten, dass wir gerade noch unter das Dach passten, denn hier gelte eine Höhenbegrenzung. Das hätte uns gerade noch gefehlt…! Aber immerhin die Breite passte. Mit einem vorgetäuscht lässigen „Wieso – passt doch!!“ zeigten wir ihm unsere Ausweise und waren damit in Holland angekommen.
Gegen 20 Uhr liefen wir erschöpft in Rheine ein und drehten beim Einbiegen in die Straße meiner Mutter ein letztes Mal natürlich die Klippenflugbegleitmusik für einen würdigen Abschluss voll auf.
Dann gab es die letzte Anlegekanne.

(18-18 )+(2- 1½)+ (6-6)= ½

Klassenziel erreicht.






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