Am Wochenende wurde die Schäkki-Crew um ein Mitglied erweitert, denn am Freitag, an unserem ersten richtigen Tag in Cornwall, hat sich Pias langjähriger Freund Joe aus Brighton zu uns gesellt. Wir holten ihn am Nachmittag in St. Austell am Bahnhof ab und schäkkelten dann gemeinsam Richtung Mevagissey, einem kleinen idyllischen Fischerort.
Sehr klein und entzückend ist dieser Ort, mit vielen engen Straßen…
Wieso wir durch den Ort gefahren sind, wussten wir später auch nicht mehr. Vermutlich, weil wir uns nicht als Caravan, Lastwagen oder gar Schwertransport ansahen, wir sind ja Motorhomer!! Jedenfalls erfreuten wir uns zunächst noch an den malerischen Straßen, die aber mit jedem Abbiegen nur noch zu Sträßchen wurden. Wir sind wieder beim single track- Szenario, nur diesmal mit Hauswänden anstelle von Heckenbotanik. Die Leute in den Sträßchen und Gässchen stellten ihre Füße quer, pressten sich gegen die Mauern und stürzten sich reihenweise in die Hauseingänge. Ob deren Blicke Fassungslosigkeit ausdrückten über die Tatsache, dass ein Riesenschäkkischiff durch die kleinen Gassen fuhr –und durchpasste!!-, oder ob dem Anblick von zwei jungen Damen schwitzend im Font sitzend, die das Gefährt schrapp-frei durch Mev‘gis steuerten, können wir nicht beantworten. Mit den hervorstehenden Hausgiebeln, die hinter jeder Kurve wie ein Hindernisparcour im Super Mario Land auf uns warteten, stieg auch unser Schweißpegel. Und der kleine Fischerort, wirklich sehr hübsch, mehr Rosamunde geht fast nicht, streckte sich gefühlt zu einer Landeshauptstadt. Als es dann langsam den Berg hoch ging und sich die Häuserreihen lichteten, kehrte unser Puls langsam zurück. Von hier oben hatte man einen wunderbaren Blick über die Hafenstadt.
Als wir endlich auf unserem Stellplatz ankamen, auf einer Farm zu Gorran Haven gehörend, kehrte das Leben in unseren Adern wieder zurück, denn hier hatten wir einen perfekten Stellplatz gefunden. Es war ruhig hier, wenig Gäste, aber dafür ein Blick, der sich über sanfte grüne Hügel bis zum Meer erstreckte. Hier wollten wir zwei Nächte bleiben. Die Eigentümer waren tiefenentspannt, rechneten für drei Personen und zwei Nächte den Preis für zwei Leute und eine Nacht ab.
Da das Wetter einfach perfekt war, beschlossen wir ein Picknick am Strand zu machen. Wir packten alles Wichtige für ein zu gelingendes Picknick zusammen: Den rotweiß gepunkteten Eimergrill (Geschenk von Sue!), eine große Decke, Radio und CDs, Grillware (darunter die obligatorische Bratwurst die wir hier beim Lidl erstehen konnten, damit Joe mal in den Genuss eines richtigen Grillerlebnisses kommen konnte), Getränke, Windlichter und Silberleuchter. Normal halt. Der Aufbruch zum Strand ging unter großem Hallo vonstatten und der Weg schlängelte sich zunächst seicht die Hügel hinunter. Joe übernahm bald die Führung; wir verließen die Straße und landeten auf einer „aktiven“ Kuhwiese. Das liebe Vieh schaute ein wenig dümmlich, als wir uns klappernd und scheppernd am Zaun entlang (offenbar ein offizieller Wanderweg) über die frisch gesäten Fladen, manchmal auch durch selbige, dem Strand zu nähern suchten. Die Straße (single track, versteht sich) verlief parallel zur Wiese und hätte uns ein wenig eleganter zur Bucht geleitet.
Endlich war die Bucht in Sicht und der Weg führte uns letztendlich auf die Straße zurück. Hier konnten wir ihre volle Pracht und ihr Ausmaß bewundern. Wir wandten uns dann schließlich der Bucht zu und verdrängten den Anblick der Straße, man könnte sagen, wir tranken sie uns flach. Denn eine Steigung mit (gefühlten!?!?) 45% erwartete uns auf dem Rückweg. Die Kuhweide galt es im Dunkeln jedenfalls zu verhindern, da wir wenig darauf erpicht waren im angetüterten Zustand und bei zwielichtigem Mondschein über die Kuhfladen und schlafenden schwarzen Kühe zu stolpern.
Die Bucht und der Strand jedoch erwarteten uns jetzt. An dieser Stelle kann man nur sagen: Rosamunde lügt nicht!! Eine unglaubliche Szenerie! Keine Menschenseele, keine Häuser, kein künstliches Licht. Der Sandstrand wurde umrahmt von scharfen Felsen, die aussahen, als hätte man einer grünen Wiese ein Stück abgebissen. Die Felsen ragten bis ins Wasser hinein. Es war ein perfekter Ort, den wir ganz für uns allein hatten.
Wir bauten unser perfektes Picknick auf, brieten perfekte Wurst, hörten die dazu perfekte Musik (zum Picknick, nicht zur Wurst), machten perfekte Photos davon(wiederrum vom Picknick, nicht von der Wurst) nämlich Swingklassiker, liefen über den perfekten Strand, kletterten an den perfekten Felsen hoch und runter, schauten in den perfekten Abendhimmel und beobachteten die Sterne. Ein wahrlich perfekter Moment, so unbeschwert (die Gassen von Mevagissey waren nunmehr hinunter gespült und die hektischen Flecken blassten nach)und einfach – einfach klasse! Joe war völlig überwältigt von dem Szenario und gestand, dass er so etwas noch nie gemacht hätte. Pia und ich haben zwar schon ausgiebige Picknick-Erfahrungen, aber in dieser Form kannten wir es auch noch nicht!
Langsam wurde es kalt und das Schlottern überstimmte bald die Musik. Wir packten also langsam zusammen und wollten uns auf den Rückweg machen. Die Lasten wurden gerecht verteilt. Joe als Mann bekam die sperrigen Teile und die sandgeladene Picknickdecke in die Hand gedrückt, er ist einfach ein Gentleman, wenn man ihn dazu macht.
Die Straße wartete nun. Die Windlichter dienten als Laternen und Wegweiser; wir –zumindest Pia und ich- hätten schon nach 20 Metern japsend am liebsten die Decke wieder ausgerollt um mit dem Picknick fortzufahren. Kalt war es auch nicht mehr. Dieser Aufstieg war ein Albtraum! Er wollte einfach kein Ende nehmen. Ein Ende war auch nicht in Sicht, denn es war alles dunkelgrünschwarz in diesen Baumtunneln. Das Röhren des Bullen nahe seinem Harem schnittiger Kühe trug auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei. Indes kamen uns mal wieder sämtliche Horrorgeschichten in den Sinn, die wir Joe zwingen mussten BITTE für sich zu behalten. Knochenharte Muskeln und durchtränkte Pullover später, erreichten wir unseren Stellplatz. Der Bulle röhrte übrigens immer noch.
Das Wochenende verlief recht ruhig. Pia und Joe verbrachten viel Zeit zusammen an, auf und unter den Klippen, während ich mich zuweilen über die Hügel und Weiden schlug, an den Klippen entlang durch Brombeer- und Farnkrautheckenumwucherte Trampelpfade, aber immer von Sonne begleitet.
Unseren Campingplatz hatten wir auch schon wirklich ins Herz geschlossen. Beim ersten Besuch der sanitären Anlagen erfreuten wir uns an der musikalischen Untermalung, die sich beim Längerverweilen als Soundtrack von Dirty Dancing herausstellte. Beschwingt konnte man seinen Geschäften nachgehen und resümierte den Film „Ich habe eine Wassermelone getragen“ unter der Dusche. Jedoch war die musikalische Untermalung an dem Wochenende recht einseitig. Bald hatte jeder entweder die CD dreimal durchgehört oder hatte das Glück dort weiter machen zu können, wo er beim vorherigen Besuch aufgehört hatte, das heißt also „Hey Baby“ und „Big Girls don’t cry“ in der Endlosschleife. Wir drei hatten jedenfalls die „Time of ‚our‘ life“; und wenn sie nicht heimtückisch von einem Johnny zerkratzt wurde, dann trällert sie noch heute.
Am Sonntag, den 19.09.2010 sind wir drei ein Stück an der cornischen Küste wieder nach oben gefahren um und Fowey anzuschauen. Fowey ist auch eine malerische Hafenstadt. In Bodinnick, auf der anderen Flussseite, hatten wir einen Stellplatz gefunden, der mit der Flussfähre zu erreichen ist, die ununterbrochen zwischen den beiden Anlegestellen hin und her pendelte. Der Fußweg vom Platz bis zur Fähre stand der Straße zur Bucht in Gorran in nichts, aber auch wirklich gar nichts, nach. Sie war vielleicht auch noch etwas brutaler, oder kam uns im nüchternen und taghellen Zustand jedenfalls so vor. Diese Steigerei will einfach kein Ende nehmen…
Ihr zwei seit die Besten, denn bestimmt habt Ihr nur an mich gedacht und dass mir die dicke Niederlage gegen Joe erspart bleibt. Stopft Ihn tüchtig voll mit Würsten und zwingt Ihn ruhig auf der Picknickdecke zu sitzen, während ich die letzten Trainingskilometer für Berlin abspule. Pia soll bloß nicht soviel mit Ihm rumspazieren (da bleibt er noch in Form).
AntwortenLöschenUnd nur mal fürs Protokoll Ihr habt zu dritt im Motorhome übernachtet. Ihr wisst ich muß Pias Mutti bericht erstatten.
JUHUUUU, da bin ich auch wieder :-)
AntwortenLöschenDa ihr ja nur noch ein paar Tage in eurer schönen zweiten Heimat seid, würde ich mich freuen, Kati, wenn du mir aus irgendeinem urigen Ort eine schöne Teetasse oder Kaffeetasse mitbringen würdest.... ich finde das Geschirr in den oben genannten Filmen immer so toll!! Ich hoffe so ein kleines Mitbringsel (die Kosten erstatte ich dir nat. :-)) passt noch in eure Schakkeline hinein!? :-D Ach ja klar, da fällt mir doch gerade ein, die mathematische Gleichung macht den Anschein, dies zu ermöglichen. Ich habe euch schon längst durchschaut!
Ich freu mich auf Neuigkeiten von euch.
Bussi