Der nächste Morgen begann im Ganzen etwas langsamer, und auch etwas später. Wir fanden nach dem Aufstehen die Räder auf dem Boden liegend und von Picknickdecken zugedeckt. Die Laternen, davon eine zerdeppert, rahmten das Stillleben kunstvoll ab.
Nach dem Frühstück im Freien mit Blick aufs Meer, packten wir geübt unsere Sachen wieder zusammen und reisten weiter.
Die ultimative Verpilcherung sollte heute stattfinden. Wir fuhren vom Lizard, über Helston nach Porthleven/ Looe, wo wir am Landstrich vom Penrose Estate unseren ersten pilcherigen Klippen- und Strandspaziergang machten. Das Wetter war perfekt und an den Klippen stand ein wunderschönes Haus. Mit einem klippenunfähigen Schuhwerk (Flipflops und glattsohlige Ballerinas) ließen wir es wirklich drauf ankommen. Leider war da kein Falkner namens Erol Sander, der uns vorm Sturz bewahrt, daher war eigenhändig oberste Vorsicht angesagt. Die steilen schieferähnlichen Felswände räkelten sich über den Strand und bis ins Wasser. Ein bizarres Bild auf dem sonst goldenen Feinkiesstrand. (Hach, jetzt wird es kitschig). Wir liefen ein Stück am Strand entlang, setzten uns und genossen den atemberaubenden Anblick. Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Weg zurück zum Wagen. Da wir auf dem Hinweg allerdings eine inoffizielle Abkürzung genommen hatten, mussten wir, und das auch nicht ganz unfreiwillig, am Strand entlang laufen. Wenigstens konnten wir endlich einmal testen, wie es ist, elegant an einem Heiratsantrags- und Großliebenschwur-Strand entlang zu schlendern. Und: Es funktioniert nicht. So sehr wir uns auch bemühten, gruben sich unsere bloßen Füße immer tiefer in den Feinkies und wurden von den immer stärker heran rauschenden Wellen unterspült (ich glaube, die Flut kam); die einen oder anderen Körnchen klemmten sich zwischen die Mittel-und Ringzehen und wurden bei jedem dritten Schritt von neuen Steinchen abgelöst, was auf Dauer ziemlich schmerzhaft wurde. Um es kurz zu sagen: Wir sahen lächerlich aus. Das schwelgerische Lächeln wurde durch ein verkrampftes und schmerzerfülltes Grinsen ausgetauscht – aber von weitem immer noch lieblich aussehend- man wusste ja nicht, ob nicht doch irgendwo auf dem Klippenpfad ein Erol, Henry oder Edward auf uns wartete; was leider nicht der Fall war.
Die Flut kam in der Tat, und es war weit und breit kein Aufstieg in Sicht. Die einzelnen Buchten waren durch Klippenbrocken von einander getrennt. Wir mussten also einhändig (in der anderen Hand die Schuhe) und barfuß klettern, und das vorzugsweise, wenn die Wellen gerade zurückrollten, damit sie uns nicht vom Felsen spülen. Gefühlte drei Stunden und 10 km Strandspaziergang später, kamen wir endlich an eine Treppe, die der Öffentlichkeit nicht verwehrt war. Wir setzten uns und holten unsere Füße erstmal aus der Massagebetäubung heraus.
Das angenehme Kribbeln blieb uns noch eine ganze Weile auf unserer Weiterreise erhalten.
Schlussfolgerung: Elegant ist anders.
Weiter ging die Fahrt nach Marazion, einem idyllischen Örtchen mit dem berühmten St. Michael’s Mount in der Bucht. Wir wollten uns das Schloss hoch oben auf der Insel unbedingt anschauen (auch ein ultimativer Drehort!) und wurden mit einem Wassertaxifischerboot zur Insel gefahren. Normalerweise kann man auch hinüber laufen, aber es war ja bekanntlich Flut.
Man hatte eine herrliche Aussicht von dort oben! Ein lohnenswertes Ziel, besonders bei schönem Wetter. Nur der Auf- und Abstieg waren eher ungemütlich, der Aufstieg wegen seiner Steigung und sehr unebenen Steinpflasterung und der Abstieg wegen seinem Gefälle und seiner sehr unebenen Steinpflasterung. Es ist schwer zu sagen, welcher Weg länger gedauert hat.
Als wir durch das malerische Örtchen langsam mit einer heißen Cornish Pastie zu Schäkki zurückschlenderten, passierte das Unfassbare: Als wir so durch das malerische Örtchen schlenderten, fuhr durch das malerische Örtchen ein Traktor. Es war sehr malerisch. Der Fahrer winkte einem seiner Bekannten vor dem örtlichen Pub zu. Dieser winkte zurück. ABER DER FAAAAHRRREEEER!!!!!
Rosamunde lügt nicht.
Schweren Herzens riss ich mich von dem daher knatternden Traktor und dem total verpilcherten Anblick los; von nun am blieb mir nur das Träumen…
Wir begaben uns wieder auf die Straße Richtung Land’s End. Den Stellplatz neben der muffenden Kuhwiese wurde extra für Clubmitglieder frei gehalten, das nutzten wir direkt aus. Wir hatten einen wunderbaren Blick auf den südwestlichsten Zipfel der Englischen Küste, aber auch den weitesten aller Wege zum Klo, Nachtwanderung nicht ausgeschlossen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen