Dienstag, 23. November 2010

Résumé


Regentage: 3
Außenspiegelverluste: ½
Gefahrene Kilometer: ca. 2.500km, davon single track roads: 752km
Einsame Klippenstraßen: 0
Leerer Tank: 2
Potentielle Wohnsitze erlangbar durch Heirat: 23
Cabrios: 500, davon Oldtimer: 450
Klippenwanderungen: 3-4, davon ohne Atemnot: 0
Taufrische Klippenwanderungen: 0
Strandspaziergänge: 3
Mitreisende: 1 ¾ (Joe und der Power Ranger)
Ungebetene Gäste: 1 Handtellergroßer!!
Gefundener zusätzlicher Stauraum: 50l
Gutaussehende Farmer: 1 ½
1 ½ Meilen die nie wirklich welche waren: 256
Einwandfreie Internetverbindung: 2, davon ohne mit Laptop auf den Knien vor dem Fenster einer Touristeninformation im Regen stehend: 1
Fahrradtouren: 2, davon mit Heckenunfall: 1
Caps: ca. 367
Einladung zum Tee: 1
Moorwanderungen mit gutaussehendem Engländer, Hund und Gummistiefeln: 1
Gesehene Morris‘, Williams, Waynes, etc. 25; davon  echt: 1
Schweißausbrüche: nicht zählbar
Rosamunde-Echtheitsgrad: 92%

Tage 14 & 15 „Das Ende eines Sommers“ und „Heimkehr“


Der letzte Tag.
Heute würden wir uns auf den Weg zur Fähre nach Harwich machen, was bedeutete, dass wir einen ganzen Tag im Wagen verbringen würden, denn die Strecke sollte etwa 6 Stunden dauern.
Bevor wir uns jedoch auf die endlos erscheinende Fahrt gen Osten machten, mussten wir unbedingt noch den Ort Tintagel erkunden. Williams Mutter hatte uns zuvor schon vorgewarnt, dass wir unsere Erwartungen nicht zu hoch schraubten, da es sich um einen sehr touristischen Ort handeln sollte. Wir waren aber in erster Linie gespannt auf das Artus-Schloss und das alte Post Office. Unweit unseres Campingstellplatzes war der Weg zu den Klippen oberhalb schräg links gegenüber der Schlossruine. Vorbei an dem neugotischen Schloss Camelot-Hotel (irgendwie peinlich) stiegen wir einen kleinen Kletterpfad Richtung Ruine und davorliegender Schlucht hinab. Warnschilder wiesen uns freundlicherweise darauf hin, dass es sich hierbei nicht um einen öffentlichen Pfad handele, der auch eh nicht zur Burg führte. Als wir nun dort oben am Abhang standen und auf die Ruine hinunter schauten, wurde unsere Enttäuschung zunehmend größer, denn es waren wirklich nur noch kleine Mauerreste vorhanden, welche sich jedoch beachtlich am gegenüberliegenden Klippenhang entlang räkelten. Auch eine Merlinhöhle ließ sich ausmachen, ganz leicht; wenn man am Strand unten leicht nach vorn, dann schräg rechts nach hinten links die Klippen hinaufklettern würde, wäre sie ganz einfach fußläufig zu erreichen. Wir entschieden uns aber gegen den Besuch der Ruinen. Zum Einen hätten wir einen ewig eineinhalb Meilen langen Marsch bergauf auf uns nehmen müssen, zum anderen hätte das erfahrungsgemäß ewig gedauert. Wir befanden, dass man die Ruine am Besten von dort oben gegenüber  begutachten und lesen konnte.
Anschließend wollten wir es uns auch nicht nehmen lassen, den Ort noch kennenzulernen. Wir schlenderten also gemütlich die Dorfstraße entlang und fühlten uns nicht unberechtigt an einen Ostseekurort erinnert. Es wimmelte förmlich von B&Bs und Pensionen. Von einem historischen Ortskern war bis auf das alte Post-Office (National Trust) nichts zu spüren. Unbedingt bemerkt werden sollten aber die Einkaufsmöglichkeiten in Tintagel. Wer nicht acht gibt, findet sich ganz schnell in einem Schwertsalat oder einer Drachenkolonie gegenüber wieder. Jeder Laden, und sei er auch noch so klein, verkauft neben den obligatorischen Ansichtskarten kitschige Elfen- und Drachenfiguren, die in der Tat Leute auf eine Ablage in ihrer Wohnzimmerschrankwand parken und dort ungehemmt verstauben lassen. Außerdem dürfen diverse Bekleidungsstücke nicht fehlen. Vom schwarzen Fantasy-T-Shirt bis hin zu einem gotisch anmutenden Zauberumhang sollte hier jeder auf seine Kosten kommen. Kulturell gehaltvoll war lediglich das alte Post-Office, und absolut sehenswert!
So schnell uns unsere Beine tragen konnten, stürzten wir zurück zu Schakkeline und kehrten diesem höchst merkwürdigen Ort den Rücken. Immerhin gab es sauber gepflegte Campingklos.
Der Abschied aus Cornwall wurde uns also schön leicht gemacht, dafür waren wir dankbar. Nun fuhren wir also non-stop bis nach Harwich, wo wir am Abend gegen 20 Uhr ankamen. Das Wetter unterwegs war mies und die englischen Fahrkünste dementsprechend. An der Fähre schließlich angekommen, durften wir uns links neben den Check-In stellen und dort unter wohlbehüteten Augen des Zolls übernachten, ganz für umsonst, aber dafür auch ohne Strom. Wir aßen noch eine Kleinigkeit, okkupierten dann die WC Anlagen (noch nie so nah gewesen!!) und gingen dann früh schlafen.
Unsere Fähre sollte am nächsten Morgen um 9 Uhr ablegen. Wir waren natürlich sehr pünktlich am Check-In und konnten es uns hinterher in der Warteschlange nicht verkneifen, den uns umgebenden übermüdeten Autofahrern AUSGESCHLAFEN mit einer Tasse frisch aufgebrühten Tee vor den halben Augen herum zu fuchteln! Dann waren wir auf der Fähre, die uns wieder aufs Festland bringen und damit diesen tollen Urlaub beenden sollte. Nach 6 Stunden Fahrt erreichten wir die holländische Küste vor Hoek van Holland. Die Realität hatte uns wieder. Das Fahren auf der anderen Seite erwies sich anfangs als problematisch, zumal jetzt der dumme linke Außenspiegel wieder zum Einsatz kommen musste, dabei aber fröhlich im Fahrtwind umher flatterte.
Als wir von der Fähre fuhren, winkte uns der Fahrrichtunganzeigmann den Weg zum Autozollbereich, anstatt uns den LKW hinterher zu schicken. Aufgedreht wie man nach einer langen Urlaubsreise so ist, folgten wir unbedacht seinen Anweisungen (man würde ja sonst sicher gleich verhaftet und 3 Jahre lang bei Gouda und Brot eingesperrt). An der Zollbude angelangt, wies uns der schnittige Beamte darauf hin, dass wir ja doch sehr viel Glück gehabt hätten, dass wir gerade noch unter das Dach passten, denn hier gelte eine Höhenbegrenzung. Das hätte uns gerade noch gefehlt…! Aber immerhin die Breite passte. Mit einem vorgetäuscht lässigen „Wieso – passt doch!!“ zeigten wir ihm unsere Ausweise und waren damit in Holland angekommen.
Gegen 20 Uhr liefen wir erschöpft in Rheine ein und drehten beim Einbiegen in die Straße meiner Mutter ein letztes Mal natürlich die Klippenflugbegleitmusik für einen würdigen Abschluss voll auf.
Dann gab es die letzte Anlegekanne.

(18-18 )+(2- 1½)+ (6-6)= ½

Klassenziel erreicht.






Montag, 22. November 2010

Tag 13 „Wiedersehen am Fluss“


In der Nacht waren wir in der Tat nicht ganz untätig. Obgleich wir unlängst gelernt hatten, dass man es sich vor dem Zubettgehen nicht auch noch munter einreden sollte des Nachtens aufs Klo zu müssen, wiederholte sich das anfängliche, nächtliche Kletterszenario in jedoch geübter Weise. Außerdem standen wir bei nunmehr regnerischem Himmel so weit vom Klohaus entfernt, dass wir in Jacken und bei Gegenwind die leichte Steigung nehmen mussten. Natürlich erkannten wir erst auf dem Rückweg, dass der Container (ja, Club- Mitglieder sitzen vornehm) in 100 Meter vom Wohnmobil entfernt, ebenfalls der menschlichen Erleichterung diente. Aber was soll man von zwei schlaftrunkenen Mädels erwarten, die sich schon am Abend vorher mental auf die weite Strecke eingestellt hatten!?
Der nächste Morgen begann ebenso trüb wie sich die Nacht schon darstellte. Die Braun-beigen Duschhäuser wirkten ebenso einladend wie man sich Gefängnisduschen vorstellt. Die Duschen waren nicht nur überflutet, überschäumt, sondern auch von Spinnen und Schnaken übervölkert. Und natürlich waren die Duschen alle durch eine gemeinsame Duschrinne verbunden…
Den muffigen Fluten ist man hochwohlabschaumgeboren entstiegen und hätte sogar in Gummistiefeln oder Anglerhosenstiefeln eine Schauma-Fußpilzplantage angesiedelt. Die anderen Damen die der Reihe nach in die Duschräume traten, sahen in ihren Senflaugebatikröcken jedenfalls so aus, als wäre das Gewässer ihr täglich Brot und würde ihnen in ihrem gitarren- und tamborinbegleiteten ewigen Miteinander die größte Freude bereiten.
Land’s End kehrten wir am nächsten Morgen also zeitig den Rücken. Heute sollte erstmalig eine längere Etappe Richtung Norden vor uns liegen. Wir hatten einiges vor; vor allem beabsichtigten wir uns die kleine Hafenstadt Padstow anzuschauen. Und am Nachmittag waren wir bei William zum Tee eingeladen. Indeed! Es sollte tatsächlich ein William in unserem Urlaub auftauchen. Hautnah, live und in Farbe! Ein William, ein Landhaus. „Traum eines Sommers!“
Zunächst aber erreichten wir Padstow, wo wir, weil man ja nicht unnötig irgendwelche versteckten Bergkuppen auf einem ewigen eineinhalb Meilen langen Fußmarsch durch nie mehr wieder erkennbare Gefilde erklimmen wollte, erstmal mitten in die Stadt hinein fuhren. Parkplätze waren reichlich ausgeschildert und lockten uns unbesonnen in die Fangarme der Altstadt. Das wurde uns aber erst so richtig bewusst, als der Parkplatz unmittelbar am Hafen FULL war. Wir wollten unseren Wagen eigentlich –wie man das eben so kennt- unbeschwert direkt an den Kai stellen, wo wir uns dann ein Eis geholt und uns mit flatternden weißen Sommerkleidern kunstvoll auf einem Bootsanlegepöller drapiert hätten. Der ortsansässige Junior-Lord wäre dann zeitungslesend an uns vorbei geschlendert und hätte sich schon aus den Augenwinkeln heraus unsterblich in uns verliebt, während uns das schmelzende Schokoladeneis unentwegt auf das flatternde weiße Kleid tropft. Allerdings scheiterte dieses Unterfangen an dem flatternden Sommerkleid; das Wetter war ohnehin viel zu trüb und regnerisch…
Wir befanden uns nun im innersten Stadtzentrum, das nirgends einen passenden Stellplatz für unsere Schakkeline bereithielt. Die Panikschweißdrüsen waren schon wieder in Alarmbereitschaft und innerlich wallte schon das Blut in unseren Adern – bei dem Gedanken dass wir uns im durchaus sehr ansehnlichen historischen Stadtkern von Padstow befanden. Es waren nicht nur unsere Augen entsetzt geweitet. Wie gerne wären wir umgekehrt, aber der freundliche Hot Dog Verkäufer wies uns mit einem Brötchen wedelnd darauf hin, dass wir uns in einer Einbahnstraße befänden (mit englischem Brot ist das möglich). Uns blieb also nichts anderes übrig, als durch den Ort zu fahren.
Glücklicherweise erwies es sich nicht als so furchtbar wie zunächst angenommen.
Wir fanden etwas außerhalb einen überfüllten Parkplatz, wo selbst das Sich-auf-die-Lauer-legen völlig zweckfrei war. Ein selbstloser Herr hat uns zu einer Parkmöglichkeit eskortiert, die sich nur ein paar hundert Meter weiter befand und nichts kosten sollte. Wir erwarteten den obligatorischen Haken oder ein später leer geräumtes Wohnmobil, aber nichts dergleichen passierte, während wir durch Padstow schlenderten. Warum in dem Städtchen ausgerechnet an diesem Tag so viel los war, hat sich uns nicht erschlossen. Unser nächstes und eigentliches Ziel war das Anwesen „Prideaux Place“, welches sich ebenfalls gefühlte eineinhalb Meilen den Berg hoch erstreckte. Aber wer kennt dieses Haus nicht?! Entweder ist es ein Hotel oder das traute Heim der Großmutter, die grundsätzlich im Laufe der Geschichte dieses Haus ihrer lieben Enkelin vererben wird, die ihrerseits wiederrum ihren baldig Angetrauten in den Armen der Schwester zu finden pflegt. In Wirklichkeit ist dieses Haus jedoch das traute Familienheim der Familie Prideaux-Brune, welches zu bestimmten Zeiten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Man findet zeitlebens im Wohnzimmer der Familie eine frisch ausgedrückte Zigarettenkippe, einen Laptop auf Standby oder ein fahrlässig auf den Teppich geworfenes Jagdmagazin.  Um 13.30 Uhr nahmen wir an der Führung teil und schlenderten mit einer Gruppe von etwa 15 Personen durch das Haus. Meine Begeisterung angesichts der Geschichte und der Spuren hielt sich kaum in Grenzen, wäre da nicht dieses Deutsches Pärchen gewesen. SIE hat die Hälfte eh nicht verstanden und ER hat der Führerin in regelmäßigen und sehr kurzen Abständen mit einem lauten Hm.Hm.Hm. beigepflichtet, als wüsste er die Familien- und Baugeschichte bereits sein Leben lang auswendig. Es fehlte nur noch eine Tickliste, auf der er die Prüfungsergebnisse der ehrenamtlich angestellten Dame abhakte. Jedes weitere Hm.Hm.Hm. brachte uns mehr auf die Palme und wir sahen uns beinahe gezwungen, seinen Kopf in den verrußten  Kaminschlot zu stopfen.
Wir bewegten uns gemächlich durch das Haus und man erkannte  viele Räume wieder. Edward ist hier ja auch ein regelmäßiger Gast. Genauso wie der John mit der Jenny usw. …
Die Führung war sehr spannend und es kam uns so vor, als hätte die Führerin heute besonders viel Zeit, denn nach einer Stunde waren wir noch nicht einmal im Obergeschoss angekommen. Beunruhigt beobachteten wir die Uhr. Es war vereinbart, dass wir zwischen 15 und 16 Uhr bei William auflaufen würden, wir uns aber vorher noch telefonisch bei ihm melden würden, wann genau er mit uns rechnen könnte.
Während also die Zeit davonrannte, die Gruppe nunmehr im Obergeschoss im großen Saal staunend zur Zimmerdecke hinauf stierte, im Hintergrund ein Dinnerjacket über dem Treppengeländer hing und der älteste Sohn des Hauses den hinteren Flurbereich auf und ab lief, stand ich im vorderen Flur und telefonierte mit Williams Mutter. Sie teilte mir mit, dass William bereits losgelaufen sei um uns zu treffen, damit er uns den Weg zu seinem Hof zeigen kann. Dumm, denn wir standen eben noch in Prideaux Place und etwa 45 Minuten Fahrt von ihm entfernt. Erfahrungsgemäß hat William sein Mobiltelefon auch nicht dabei, weil er es erstens entweder mal wieder verloren hat; oder zweitens, weil es ohnehin nicht funktioniert, da er es eventuell mal wieder hat in eine Pfütze o.ä. fallen lassen. Ist alles schon vorgekommen. Somit war er für uns leider nicht zu erreichen. Die Mutter erklärte sich in leicht genervtem Unterton dazu bereit, mit dem Auto hinter ihm herzufahren und ihn einzusammeln. Großartiger erster Eindruck.
Wir brachen also unvermittelt auf. Natürlich befand sich der Parkplatz mit Schäkki auf der ewigen eineinhalb Meilen entfernten Bergkuppe. Einstimmig befanden wir, dass wir für heute genug Berge erlaufen hatten.
Wir kletterten in unser Vehikel und machten uns auf den Weg zu William in Alternun bei Launceston im nördlichen Cornwall. Um Punkt 16 Uhr liefen wir bei William ein (hervorragend und problemlos gefunden –am Ende einer single track road- wo sonst). An dieser Stelle sei William kurz vorgestellt. Er und ich kennen uns nun seit etwa zwei Jahren und haben uns hier in England, allerdings in Derbyshire, im Kreise unseres „Vereins“ der Young Georgians kennengelernt und hegen seither regen Kontakt.
Er empfing uns in der gemütlichen Wohnküche und goss uns literweise mit Tee und fütterte uns mit seinem selbstgemachten Schokoladenkuchen. Er schlug danach einen Spaziergang durchs Moor vor, um auch gleichzeitig mit Bunty Gassi zu gehen. Wir blickten uns schmerzverzerrt an. Schließlich begleiteten wir Will bei leichtem Nieselregen in Gummistiefeln auf dem Spaziergang durch das Moor, wobei er uns noch mal eben schnell den Hügel hinauf jagte um den scheuen Wildpferdchen Guten Tag zu sagen (die schon galoppierend das Weite gesucht hatten als sie uns sahen), dabei aber selbst immer wieder auf die Uhr schaute, weil er und seine Mutter bald weg mussten. Anstatt auf den Aufstieg zu verzichten und sich auf den ewigen eineinhalb Meilen langen Rückweg zu machen, eilte Will mit großen Schritten allen voran den Hügel hinauf und wollte gleichzeitig noch von uns unterhalten werden. Allerdings ist atemloses Reden und gleichzeitig schnell einen Berg hinauflaufen während man in den Gummistiefeln die Wadenbeine zu entkrampfen sucht, nicht gerade unsere bevorzugte Freizeitbeschäftigung. Um nicht für seine miserable Rede-Lauf-Kondition verurteilt werden zu können, hörten wir lieber auf zu atmen und zu reden und ließen uns stattdessen von William unterhalten. Schwitzend und eine Wochenendseinladung (auch von der Mutter, sie mag uns jetzt doch!) später schäkkelten wir die single track road wieder hoch und fuhren zu unserem letzten richtigen Stellplatz in dem legendären König Artus – Ort Tintagel. Hier mieteten wir uns einen hübschen Stellplatz direkt neben einer Schmutzwasserabführsituation. Allerdings erfreuten wir uns, dass wir den Platz unweit von den richtigen Toiletten hatten. Aber natürlich musste in dieser Nacht keine von uns auf Klo.

PS: (18-17 )+(2- 1½)+ (6-6)


Donnerstag, 7. Oktober 2010

Tag 12: "Bis ans Ende der Welt"


Der nächste Morgen begann im Ganzen etwas langsamer, und auch etwas später. Wir fanden nach dem Aufstehen die Räder auf dem Boden liegend und von Picknickdecken zugedeckt. Die Laternen, davon eine zerdeppert, rahmten das Stillleben kunstvoll ab.
Nach dem Frühstück im Freien mit Blick aufs Meer, packten wir geübt unsere Sachen wieder zusammen und reisten weiter. 
Die ultimative Verpilcherung sollte heute stattfinden. Wir fuhren vom Lizard, über Helston nach Porthleven/ Looe, wo wir am Landstrich vom Penrose Estate unseren ersten pilcherigen Klippen- und Strandspaziergang machten. Das Wetter war perfekt und an den Klippen stand ein wunderschönes Haus. Mit einem klippenunfähigen Schuhwerk (Flipflops und glattsohlige Ballerinas) ließen wir es wirklich drauf ankommen. Leider war da kein Falkner namens Erol Sander, der uns vorm Sturz bewahrt, daher war eigenhändig oberste Vorsicht angesagt. Die steilen schieferähnlichen Felswände räkelten sich über den Strand und bis ins Wasser. Ein bizarres Bild auf dem sonst goldenen Feinkiesstrand. (Hach, jetzt wird es kitschig). Wir liefen ein Stück am Strand entlang, setzten uns und genossen den atemberaubenden Anblick. Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Weg zurück zum Wagen. Da wir auf dem Hinweg allerdings eine inoffizielle Abkürzung genommen hatten, mussten wir, und das auch nicht ganz unfreiwillig, am Strand entlang laufen. Wenigstens konnten wir endlich einmal testen, wie es ist, elegant an einem Heiratsantrags- und Großliebenschwur-Strand entlang zu schlendern. Und: Es funktioniert nicht. So sehr wir uns auch bemühten, gruben sich unsere bloßen Füße immer tiefer in den Feinkies und wurden von den immer stärker heran rauschenden Wellen unterspült (ich glaube, die Flut kam); die einen oder anderen Körnchen klemmten sich zwischen die Mittel-und Ringzehen und wurden bei jedem dritten Schritt von neuen Steinchen abgelöst, was auf Dauer ziemlich schmerzhaft wurde. Um es kurz zu sagen: Wir sahen lächerlich aus. Das schwelgerische Lächeln wurde durch ein verkrampftes und schmerzerfülltes Grinsen ausgetauscht – aber von weitem immer noch lieblich aussehend- man wusste ja nicht, ob nicht doch irgendwo auf dem Klippenpfad ein Erol, Henry oder Edward auf uns wartete; was leider nicht der Fall war. 
Die Flut kam in der Tat, und es war weit und breit kein Aufstieg in Sicht. Die einzelnen Buchten waren durch Klippenbrocken von einander getrennt. Wir mussten also einhändig (in der anderen Hand die Schuhe) und barfuß klettern, und das vorzugsweise, wenn die Wellen gerade zurückrollten, damit sie uns nicht vom Felsen spülen. Gefühlte drei Stunden und 10 km Strandspaziergang später, kamen wir endlich an eine Treppe, die der Öffentlichkeit nicht verwehrt war. Wir setzten uns und holten unsere Füße erstmal aus der Massagebetäubung heraus.
Das angenehme Kribbeln blieb uns noch eine ganze Weile auf unserer Weiterreise erhalten.
Schlussfolgerung: Elegant ist anders.
Weiter ging die Fahrt nach Marazion, einem idyllischen Örtchen mit dem berühmten St. Michael’s Mount in der Bucht. Wir wollten uns das Schloss hoch oben auf der Insel unbedingt anschauen (auch ein ultimativer Drehort!) und wurden mit einem Wassertaxifischerboot zur Insel gefahren. Normalerweise kann man auch hinüber laufen, aber es war ja bekanntlich Flut.
Man hatte eine herrliche Aussicht von dort oben! Ein lohnenswertes Ziel, besonders bei schönem Wetter. Nur der Auf- und Abstieg waren eher ungemütlich, der Aufstieg wegen seiner Steigung und sehr unebenen Steinpflasterung und der Abstieg wegen seinem Gefälle und seiner sehr unebenen Steinpflasterung. Es ist schwer zu sagen, welcher Weg länger gedauert hat.
Als wir durch das malerische Örtchen langsam mit einer heißen Cornish Pastie zu Schäkki zurückschlenderten, passierte das Unfassbare: Als wir so durch das malerische Örtchen schlenderten, fuhr durch das malerische Örtchen ein Traktor. Es war sehr malerisch. Der Fahrer winkte einem seiner Bekannten vor dem örtlichen Pub zu. Dieser winkte zurück. ABER DER FAAAAHRRREEEER!!!!!
Rosamunde lügt nicht.
Schweren Herzens riss ich mich von dem daher knatternden Traktor und dem total verpilcherten Anblick los; von nun am blieb mir nur das Träumen…
Wir begaben uns wieder auf die Straße Richtung Land’s End. Den Stellplatz neben der muffenden Kuhwiese wurde extra für Clubmitglieder frei gehalten, das nutzten wir direkt aus. Wir hatten einen wunderbaren Blick auf den südwestlichsten Zipfel der Englischen Küste, aber auch den weitesten aller Wege zum Klo, Nachtwanderung nicht ausgeschlossen. 

Tag 11: "Im Licht des Feuers"


Der Tag begann wie üblich gemütlich mit Frühstücken und anschließendem Abdocken. Unser erster Weg führte wieder zurück nach St. Austell, wo wir Joe in die vertrauensvollen Hände der Britischen Bahn übergeben wollten. Zuvor mussten wir jedoch den Weg über den Fluss in Fowey mit der Fähre nehmen. Wir standen in der Schlange, und wie es meistens so kommt, dann nämlich, wenn es überhaupt nicht passt, in diesem Fall mitten in einer engen Linkskurve, kam im Gegenverkehr ein noch größeres Wohnmobil daher. Ich habe Schakkeline so nah wie möglich –und noch weiter- an die Heckenmauer geschoben, aber den entgegenkommenden Österreichern war da s wohl immer noch nicht genug. Ganz klar Fall von Knick in der Optik, denn zwischen unseren beiden Vehikeln waren noch 30 cm Platz – inklusive eingeklappter Spiegel unsererseits. Krrrrrrrkkkk. Diese tückisch-trügerischen Heckenmauern. Diese war auch noch unten ausgebaucht! Frechheit. Während wir uns über potentielle Lackschäden arge Gedanken und unserem Unmut Luft machten, fuhren wir zum Bahnhof. Dort angekommen, wurden wir uns der Katastrophe bewusst. Ein zweckfreies Kunststoffteil an der Fahrerseite war von der pittoresken Straßenbegrenzung aufgerissen worden. Und die Kaution ratterte…
Einen herzzerreißenden Abschied später ging es weiter gen Süden. Die Stadt Truro war ein Zwischenstopp, bevor wir bis zum Lizard Point durchpilcherten. Da wir schon mal in der Gegend waren, kamen wir nicht umhin, die Schokoladenfabrik von Morris aufzusuchen. Auf dem Weg dorthin passierte mal wieder das Übliche das eintritt, wenn man sich fernab der Zivilisation bewegt – nein, keine Schramme, aber unser Tank war am Dürsten. Zu diesem Zwecke wurde Uschi mal wieder entstaubt. Wir waren gerade kurz vor Mullion und ein Güllefahrzeug verstreute munter seine Ladung. Uschi schickte uns also nach Mullion. „Sie erreichen Ihr Ziel auf der linken Seite“. Määh. Langsam fahrend und uns umschauend, ob wir nicht auf einem der Haushinterhöfe eine Zapfsäule entdecken würden, standen wir am Anfang einer single track Road -am Rande einer Brachfläche. Soviel zum Thema Navigationssystem. Uns blieb nichts anderes übrig, als die ganzen Meilen zurück bis nach Helston zu fahren, um dort aufzutanken. Frisch gefüllt fuhren wir wieder mal zurück Richtung Mullion, um Morris zu besuchen. Trenance Chocolate befand sich auf einem kleinen Kreativhof, wo wir direkt neben dem dazugehörigen Lieferwagen parkten. Den kannten wir schon von Morris! In dem Schokoladenladen haben wir uns erstmal eingedeckt mit den feinsten Pralinés und Tafeln, wovon ein Teil nicht mal die 7km bis zum Stellplatz überlebte. Wir dafür umso besser!
Am Stellplatz wurden wir von dem Platzwärter und seiner dicken 11-jährigen Tochter in drallen pinken Barbie-Sportklamotten (also dat dicke Kind, nicht der Vater) auf einem pinken Fahrrad mit pinken Flitterfäden an den pinken Lenkgriffen (wiederrum dat dicke Kind, nicht der Vater) begrüßt. Uns wurde ein Plätzchen zuteil, der mit einem Ausblick auf die nahe gelegene Bucht gekrönt wurde.
Nach der obligatorischen Anlegekanne bereiteten wir alles für ein Lagerfeuer am Strand vor, denn das Brennholz sollte nicht mehr mit nach Deutschland zurückfahren. Also beluden wir die Fahrräder mit dem Holz, den Laternen, Decken, CD-Player, Picknickkorb und 1 Flasche Prosecco (wir kamen schon auf die Anzahl von 5 herunter), 1 Flasche Wein (da war es nur noch eine) und eine Flasche Gin. Damit sollten wir hinkommen. Wir ließen uns im Licht der untergehenden Sonne den Berg hinab rollen und suchten uns am Strand in den Armen der Klippen eine ruhige Stelle, wo wir unser Feuer entfachten. Das Picknick wurde ausgebreitet und wir genossen ein paar wirklich schöne Stunden, in denen wir viel redeten und lachten! Währenddessen ging der Mond auf, erstrahlte den Strand und zog das Meer immer weiter zurück. Wir liefen bis zur Wasserkante und ich kam nicht umhin, die Horrorgeschichten anklingen zu lassen, welche ich aber dann auch schnell wieder zu verdrängen suchte, denn in erster Linie wäre ich es, die des Nachtens darüber nicht schlafen könnte.
Bald war es spät genug, bzw. es reichte einfach (…)und wir brachen unseren Platz ab und schwankten zu den Rädern zurück. Wir schwangen alles was möglich war, auf die Gepäckträger und Lenkradstangen, und schwankten weiter. Bald stellten wir jedoch fest, dass die Sattelsitzmethode nicht der Weg nach oben war und wir stiegen besser ab. Der Weg war ohnehin viel zu steil...
Mittlerweile hatten wir die Heckenmauerbotanik am Straßenrand schon so lieb gewonnen, dass ich nicht umhin kam, einmal selbst hineinzustürzen. Jetzt weiß man wenigstens, wie Schakkeline sich all die Zeit über gefühlt hat.










Dienstag, 21. September 2010

Tage 8-10: „Sternschnuppen im ‚September‘“(!) und „Klippen der Liebe“

Am Wochenende wurde die Schäkki-Crew um ein Mitglied erweitert, denn am Freitag, an unserem ersten richtigen Tag in Cornwall, hat sich Pias langjähriger Freund Joe aus Brighton zu uns gesellt. Wir holten ihn am Nachmittag in St. Austell am Bahnhof ab und schäkkelten dann gemeinsam Richtung Mevagissey, einem kleinen idyllischen Fischerort.
Sehr klein und entzückend ist dieser Ort, mit vielen engen Straßen…
Wieso wir durch den Ort gefahren sind, wussten wir später auch nicht mehr. Vermutlich, weil wir uns nicht als Caravan, Lastwagen oder gar Schwertransport ansahen, wir sind ja Motorhomer!! Jedenfalls erfreuten wir uns zunächst noch an den malerischen Straßen, die aber mit jedem Abbiegen nur noch zu Sträßchen wurden. Wir sind wieder beim single track- Szenario, nur diesmal mit Hauswänden anstelle von Heckenbotanik. Die Leute in den Sträßchen und Gässchen stellten ihre Füße quer, pressten sich gegen die Mauern und stürzten sich reihenweise in die Hauseingänge. Ob deren Blicke Fassungslosigkeit ausdrückten über die Tatsache, dass ein Riesenschäkkischiff durch die kleinen Gassen fuhr –und durchpasste!!-, oder ob dem Anblick von zwei jungen Damen schwitzend im Font sitzend, die das Gefährt schrapp-frei durch Mev‘gis steuerten, können wir nicht beantworten.  Mit den hervorstehenden Hausgiebeln, die hinter jeder Kurve wie ein Hindernisparcour im Super Mario Land auf uns warteten, stieg auch unser Schweißpegel. Und der kleine Fischerort, wirklich sehr hübsch, mehr Rosamunde geht fast nicht, streckte sich gefühlt zu einer Landeshauptstadt. Als es dann langsam den Berg hoch ging und sich die Häuserreihen lichteten, kehrte unser Puls langsam zurück. Von hier oben hatte man einen wunderbaren Blick über die Hafenstadt.
Als wir endlich auf unserem Stellplatz ankamen, auf einer Farm zu Gorran Haven gehörend, kehrte das Leben  in unseren Adern wieder zurück, denn hier hatten wir einen perfekten Stellplatz gefunden. Es war ruhig hier, wenig Gäste, aber dafür ein Blick, der sich über sanfte grüne Hügel bis zum Meer erstreckte. Hier wollten wir zwei Nächte bleiben. Die Eigentümer waren tiefenentspannt, rechneten für drei Personen und zwei Nächte den Preis für zwei Leute und eine Nacht ab.
Da das Wetter einfach perfekt war, beschlossen wir ein Picknick am Strand zu machen. Wir packten alles Wichtige für ein zu gelingendes Picknick zusammen: Den rotweiß gepunkteten Eimergrill (Geschenk von Sue!), eine große Decke, Radio und CDs, Grillware (darunter die obligatorische Bratwurst die wir hier beim Lidl erstehen konnten, damit Joe mal in den Genuss eines richtigen Grillerlebnisses kommen konnte), Getränke, Windlichter und Silberleuchter. Normal halt. Der Aufbruch zum Strand ging unter großem Hallo vonstatten und der Weg schlängelte sich zunächst seicht die Hügel hinunter. Joe übernahm bald die Führung; wir verließen die Straße und landeten auf einer „aktiven“ Kuhwiese. Das liebe Vieh schaute ein wenig dümmlich, als wir uns klappernd und scheppernd am Zaun entlang (offenbar ein offizieller Wanderweg) über die frisch gesäten Fladen, manchmal auch durch selbige, dem Strand zu nähern suchten. Die Straße (single track, versteht sich) verlief parallel zur Wiese und hätte uns ein wenig eleganter zur Bucht geleitet.
Endlich war die Bucht in Sicht und der Weg führte uns letztendlich auf die Straße zurück. Hier konnten wir ihre volle Pracht und ihr Ausmaß bewundern. Wir wandten uns dann schließlich der Bucht zu und verdrängten den Anblick der Straße, man könnte sagen, wir tranken sie uns flach. Denn eine Steigung mit (gefühlten!?!?) 45% erwartete uns auf dem Rückweg. Die Kuhweide galt es im Dunkeln jedenfalls zu verhindern, da wir wenig darauf erpicht waren im angetüterten Zustand und bei zwielichtigem Mondschein über die Kuhfladen und schlafenden schwarzen Kühe zu stolpern.
Die Bucht und der Strand jedoch erwarteten uns jetzt. An dieser Stelle kann man nur sagen: Rosamunde lügt nicht!! Eine unglaubliche Szenerie! Keine Menschenseele, keine Häuser, kein künstliches Licht. Der Sandstrand wurde umrahmt von scharfen Felsen, die aussahen, als hätte man einer grünen Wiese ein Stück abgebissen. Die Felsen ragten bis ins Wasser hinein. Es war ein perfekter Ort, den wir ganz für uns allein hatten.
Wir bauten unser perfektes Picknick auf, brieten perfekte Wurst, hörten die dazu perfekte Musik (zum Picknick, nicht zur Wurst), machten perfekte Photos davon(wiederrum vom Picknick, nicht von der Wurst) nämlich Swingklassiker, liefen über den perfekten Strand, kletterten an den perfekten Felsen hoch und runter, schauten in den perfekten Abendhimmel und beobachteten die Sterne. Ein wahrlich perfekter Moment, so unbeschwert (die Gassen von Mevagissey waren nunmehr hinunter gespült und die hektischen Flecken blassten nach)und einfach – einfach klasse! Joe war völlig überwältigt von dem Szenario und gestand, dass er so etwas noch nie gemacht hätte. Pia und ich haben zwar schon ausgiebige Picknick-Erfahrungen, aber in dieser Form kannten wir es auch noch nicht!
Langsam wurde es kalt und das Schlottern überstimmte bald die Musik. Wir packten also langsam zusammen und wollten uns auf den Rückweg machen. Die Lasten wurden gerecht verteilt. Joe als Mann bekam die sperrigen Teile und die sandgeladene Picknickdecke in die Hand gedrückt, er ist einfach ein Gentleman, wenn man ihn dazu macht.
Die Straße wartete nun. Die Windlichter dienten als Laternen und Wegweiser; wir –zumindest Pia und ich- hätten schon nach 20 Metern japsend am liebsten die Decke wieder ausgerollt um mit dem Picknick fortzufahren. Kalt war es auch nicht mehr. Dieser Aufstieg war ein Albtraum! Er wollte einfach kein Ende nehmen. Ein Ende war auch nicht in Sicht, denn es war alles dunkelgrünschwarz in diesen Baumtunneln. Das Röhren des Bullen nahe seinem Harem schnittiger Kühe trug auch nicht gerade zum Wohlbefinden bei. Indes kamen uns mal wieder sämtliche Horrorgeschichten in den Sinn, die wir Joe zwingen mussten BITTE für sich zu behalten. Knochenharte Muskeln und durchtränkte Pullover später, erreichten wir unseren Stellplatz. Der Bulle röhrte übrigens immer noch.
Das Wochenende verlief recht ruhig. Pia und Joe verbrachten  viel Zeit zusammen an, auf und unter den Klippen, während ich mich zuweilen über die Hügel und Weiden schlug, an den Klippen entlang durch Brombeer- und Farnkrautheckenumwucherte Trampelpfade, aber immer von Sonne begleitet.
Unseren Campingplatz hatten wir auch schon wirklich ins Herz geschlossen. Beim ersten Besuch der sanitären Anlagen erfreuten wir uns an der musikalischen Untermalung, die sich beim Längerverweilen als Soundtrack von Dirty Dancing herausstellte. Beschwingt konnte man seinen Geschäften nachgehen und resümierte den Film „Ich habe eine Wassermelone getragen“ unter der Dusche. Jedoch war die musikalische Untermalung an dem Wochenende recht einseitig. Bald hatte jeder entweder die CD dreimal durchgehört oder hatte das Glück dort weiter machen zu können, wo er beim vorherigen Besuch aufgehört hatte, das heißt also „Hey Baby“ und „Big Girls don’t cry“ in der Endlosschleife. Wir drei hatten jedenfalls die „Time of ‚our‘ life“; und wenn sie nicht heimtückisch von einem Johnny zerkratzt wurde, dann trällert sie noch heute.

Am Sonntag, den 19.09.2010 sind wir drei ein Stück an der cornischen Küste wieder nach oben gefahren um und Fowey anzuschauen. Fowey ist auch eine malerische Hafenstadt. In Bodinnick, auf der anderen Flussseite, hatten wir einen Stellplatz gefunden, der mit der Flussfähre zu erreichen ist, die ununterbrochen zwischen den beiden Anlegestellen hin und her pendelte. Der Fußweg vom Platz bis zur Fähre stand der Straße zur Bucht in Gorran in nichts, aber auch wirklich gar nichts, nach. Sie war vielleicht auch noch etwas brutaler, oder kam uns im nüchternen und taghellen Zustand jedenfalls so vor. Diese Steigerei will einfach kein Ende nehmen…

Sonntag, 19. September 2010

Tag 7: Eine Zweite Chance




Am 16.09.2010, ein Donnerstag, ging unsere Reise zur Abwechslung mal nicht an der Küste entlang, sondern führte uns in den Dartmoor National Park. Da wir den ganzen Tag Zeit hatten um zu unserem neuen Stellplatz in Moortown bei Tavistock zu kommen, beschlossen wir unterwegs ein wenig gebaute Kultur zu bewundern und fuhren zum Castle Drogo, dem jüngsten Schloss in England. Es wurde nämlich im frühen 20. Jahrhundert bis 1930 errichtet.
Natürlich, und wie sollte es auch anders sein, führte eine Single Track Road zu der Gegend in der sich das Schloss befand. Gott sei Dank fuhr vor und hinter uns je ein PKW, so dass jeder Gegenverkehr gezwungen wurde sich rückwärts zu bewegen. Das ist in dem Fall unserer Riesenkiste auch ohnehin viel sinnvoller. Immer waren wir diejenigen, die ausweichen und stehen bleiben mussten; zum Teil geschieht dies aber auch mit größerer Erhabenheit was das Fahren angeht, denn die Engländer brettern in den engen heckenumsäumten Straßen sinnlos und scheinen offenbar eine kindliche Freude daran zu haben, ein ausländisches Fahrzeug in die Botanik zu jagen. Im Vorbeidrücken schauen sie dann listig in unser Führerhaus, während uns der Angstschweiß in Bächen von den Stirnen rinnt und das Herz erst nach dem ersten Stress-Gin Tonic auf dem nächsten Campingplatz wieder zu schlagen beginnt.
Man lernt das Fahren auf eine ganz neue Weise kennen. Wären wir mit Winston hier, dann wäre die Schweißperlensituation aber zweifelsohne umgekehrt…!!
Die Auffahrt zum Schloss war großzügig und man sah das Haus selbst erst dann, wenn man mit einer Eintrittskarte direkt davor steht. Begeistert schlenderten wir durch die Räumlichkeiten, entdeckten das eine oder andere ideale Mitbringsel für die eigenen vier Wände, was stets neue Inspirationen gab, aber die Stehleuchte aus dem Salon für Pia uns das Bücherregal samt Inhalt für Katrin hätten selbst unsere Abstellkammer räumlich überstrapaziert. Vom Dachgepäckträger wollten wir auch Abstand nehmen, da sicherlich noch die eine oder andere Brücke auf uns warten würde. Nachdem wir also das Schloss und seine fantastischen Aussichten begutachten konnten, ließen wir es uns nicht nehmen, im Shop des National Trusts noch ein wenig einzukaufen. Hauptsächlich Bücher und die eine oder andere Postkarte. Pia liebäugelte in der Gartenabteilung mit einer Eisenbank und einem Tisch und Stuhl zur Bereicherung ihres neuen Gärtchens, und kurzzeitig erwägten wir die Sitzgelegenheit im WoMo gegen diese stilvollere Alternative auszutauschen. Der Gedanke wurde aber jäh wieder verworfen, als Pia sich weder für das eine noch für das andere entscheiden konnte. Als dann die Blumentöpfe noch in Erwägung gezogen wurden, schleiften wir uns schweren Herzens zu Schäkki zurück und machten uns erstmal ein Sandwich, bevor wir weiter fuhren.
Was dann kam, konnte keiner ahnen. Es war keine wirkliche Überraschung, als uns plötzlich wieder auf einer single track road befanden. Doch sollte diese Fahrt einprägsam bleiben. Man muss sich diese single Track roads als eine Fahrbahn etwas schmaler als einen normalen Fahrsteifen einer normalen Straße vorstellen. Rechts und links LKW-hohe Hecken, die weder Kurve noch Feld einsehen lassen. Daher ist der Überraschungsmoment bei Gegenverkehr groß. Wir wurden jedoch nicht von Gegenverkehr geplagt (den hätten wir ohne weiteres gnadenlos rückwärts bis ins nächste Dorf geschoben und uns dabei einen Tee gekocht und Plätzchen gegessen), es war eine hinterlistige Heimtücke, die uns auf langsamer Fahrt ereilte, schneller als 30-40 km/h wäre reiner Selbstmord gewesen –zumindest für Schakkeline. Hoch konzentriert darauf achtend, dass man zu beiden Seiten des Fahrzeugs nicht an die Hecken gerät, -Krawumm- und der linke Außenspiegel flatterte im Fahrtwind wie ein luftiges Sommerkleid an Cornischer Küste. Es war als hätte jemand in der Hecke gehockt und aus Niedertracht (vielleicht die rückwärtsgeschobene Frau von gestern?!)einen schlanken Baumstamm 20 Zentimeter aus dem Busch ragen lassen, auf Höhe unseres Außenspiegels. Normale Asterei hätte man ja noch hingenommen, denn das lässt sich mit einem Riesengefährt sowieso nicht vermeiden, aber einen Baumstamm, womöglich gar eine Eisenstange?!? Der Schreck war groß, der Schock saß tief und die Nerven flatterten, während das Hirn immer wieder zur Kaution wanderte. Wir hätten nicht mal stehen bleiben, geschweige denn aussteigen können um den mutmaßlichen Missetäter zu entlarven. An einer geeigneten Stelle hielten wir an und begutachteten den entstandenen Schaden. Der Spiegel war in seinem unteren Schwenkgelenk durchgebrochen. Aus Ermangelung eines Schweißgerätes und sonstiger sich in unserem Arsenal befindlichen Hilfsmittel, hier hätte nicht mal ein Bindfaden oder Regenschirm geholfen, klappten wir den Spiegel ein. Unser Unmut ward geweckt. Von jetzt an bekam jeder Kamikaze-Engländer auf engen Straßen nichts als unsere Misslaune zu spüren, wobei die unflätigen Ausdrücke nie bis zu seinen Ohren vordrangen. Aber innerhalb unserer vier Wände und 1 ½ Spiegel haben wir ihn vernichtet! Außerdem schien der heutige Tag in Sachen Fahren nicht unter einem guten Stern zu stehen. Die Fahrt durchs Dartmoor hielt laufend Hecken und Engpässe parat. Wieso, fragen wir uns, stellt man in der Kurve einer hügeligen geheckten Straße in den Schatten riesiger Bäume direkt an den Fahrbahnrand eine Natursteinmauer auf!?! Natürlich kommt in der Regel in einer solchen Situation Gegenverkehr. Den Bonus von nunmehr geschenktem Platz auf der linken Seite wussten wir gekonnt einzusetzen, denn offenbar haben die werten Landsleute nie gelernt, dass man in einer unübersichtlichen Kurve mit einem entgegen kommenden Fahrzeug rechnen musste, denn sie schnitten die Kurven erbarmungslos. Der schlimmste Schreck, der uns an diesem Nachmittag widerfuhr, war ein Reisebus gigantischen Ausmaßes, der uns in einer Linkskurve, auch leicht schnibbelnd, entgegenkam. Eine Vollbremsung aus unseren 50 km/h, schneller ging es auch hier nur selten, gab uns für den heutigen Tag den Rest.
Glücklicherweise verlief die restliche Fahrt durch den National Park recht übersichtlich, so dass wir auch von der Landschaft viel sehen konnten. Die Weite des Moors mit dem roten Heidekraut, die am Rande grasenden Schafe und Wildpferde(!) beruhigten uns ein wenig, wobei allerdings die Furcht vor einem Schaf im Autogrill nicht gerade zur Entspannung beitrug. Die Viecher legten sich direkt an die Straße oder blieben beim Überqueren einfach darauf stehen. Andere wiederrum nahmen 5 Meter Anlauf und galoppierten mit wehendem Fell von einem Straßenrand zum nächsten. Uns hätte eh nichts mehr schocken können.
Mitten im Moor entdeckten wir die sogenannte „Postbridge“ und in ihrer Nachbarschaft einen kleinen Laden, der Cream Tea zum Mitnehmen anbot. Die Möglichkeit ergriffen wir beim Schopfe und genossen unsere Teatime mit dem zugegebenermaßen nicht allerbesten Creamtea on earth auf dem Parkplatz, bevor wir uns auf die Schlussetappe bis zu unserem nächsten Stellplatz (Langstone Manor)machten.

Kurz vor Tavistock kam schließlich unsere Abfahrt und wir bogen –welch‘ Überraschung- in eine weitere single track road ein. Wollte es denn nie ein Ende nehmen!? Hupend fuhren wir nun in die Kurven und schoben das erste entgegenkommende Auto rückwärts den Berg wieder hinunter. Der Herr am Steuer schien ähnlich gefordert gewesen zu sein wie die Dame in Exmouth, eierte aber ein wenig glücklicher umeinander.

Unser nächster Stellplatz befand sich am Langstone Manor, am Rande des Dartmoors. Es war sehr ruhig und sonnig, ein herrlicher Ort der Entspannung. Im Hintergrund befanden sich die Hügel des Moors mit darauf stehenden rätselhaften Felsbrocken. Unsere erste Tat war also eine kleine Wanderung in die Natur. Natürlich ging es vom ersten Schritt an nur bergauf, aber für die Aussicht von dort oben hielten wir oft inne und genossen selbige inmitten von grasenden und vor uns fliehenden Schafen. Hier und da ließ sich auch mal ein Shetlandpony- großes Wildpferdchen blicken, hautnah live und in Farbe! Als wir auf dem Felsplateau ankamen, konnten wir über die weite und sich verändernde Landschaft blicken, erspähten gelegentlich einen Morris oder James, zumindest in unserer blühenden Fantasie, und machten die Pferde scheu. Die Sonne versank langsam am Horizont während wir eifrig jeden Felsenstapel erklommen um die sich eigentlich nicht wirklich verändernde Aussicht zu genießen, außer dass es immer dämmriger wurde.
Als wir schließlich zu unserem Platz zurückkamen, kehrten wir für ein Essen in die zum Platz gehörende Bar ein und genehmigten uns einen Cottage Pie! Einen richtigen. Endlich. Aber das dazu georderte Cider schmeckte nach Füßen.
Als wir wieder in unserem bescheidenen Heim waren und mehr oder minder gemütlich beisammen saßen, war Pia so freundlich mich unaufdringlicherweise darauf hinzuweisen, dass an dem Vorhang vorm Alkoven eine Spinne saß. Und das sagt sie so einfach. Meine Augen wanderten in die äußerste aller möglichen Augenpositionen, mein Kopf drehte sich um ein paar Grad nach hinten, was vollkommen ausreichte um das Tier in Augenschein zu nehmen. Schneller als man das Wort Achtbeiner aussprechen konnte, hatte ich geschrien (gekreischt eigentlich eher), bin um den Tisch herum auf die gegenüberliegende Bank geklettert und habe weiter geschrien. Pia versuchte mich indes zu beruhigen und ich war dem Allmächtigen dankbar dafür, dass sie sich nicht vor Spinnen fürchtete. Aber dieses Tier, nein Monster, übertraf alle Erwartungen. Man kennt Helga, man kennt Thekla und man kennt Aragog. Vom letzteren als fiktionales Wesen ausgehend, blieb Thekla die uneingeschränkte Herrscherin im Spinnenreich. Wenn Thekla und Aragog Kinderchen bekommen würden, oder vielleicht sogar mittlerweile haben,  wäre diese Kreatur die sich da an unseren Gardinen verging, deren preisgekrönter Nachwuchs. Normalerweise ziehen Spinnen beim Krabbeln ihre zig Beine näher an ihre Körper. Wer weiß, ob diese „Theklaragog“ dies auch schon getan hatte, jedenfalls rannte sie in ihrer vollen Pracht –handtellergroß!!!!!!!!- in unsere Schlafkabine.  Pia stob mit einem der Tuppertöpfe hinterdrein und versuchte dieses Wesen einzufangen, während ich weiter schrie und sprang, es nunmehr überall kribbelte und ich gleichzeitig erleichtert war, Schuhe zu tragen. Komische Sache, aber das muss hier nicht weiter ausgeführt werden.
Das Tier bekam eine zweite Chance und wurde von Pia in der Dose nach draußen –weit weg!- befördert. Hätte ich es gekonnt und einen Backstein in der Nähe gehabt…
Die Nacht verlief unruhig, denn wer einmal hier war, kommt vielleicht zurück!?








Freitag, 17. September 2010

Tag 6: "Lichterspiele"

Der Tag, Mittwoch 15.09.2010, begann mit Sonnenschein, sodass wir endlich mal wieder draußen frühstücken konnten. Das ganze Szenario wurde auf einem Fleckchen Sonne aufgebaut und wir zogen die Blicke sämtlicher Nachbarn auf uns, als wir dort mit Teekanne, Toastrack und Porzellantellern saßen. Es war noch recht früh für unsere Verhältnisse, als wir uns auf den weiteren Weg nach Westen machten. Der Weg vom Campingplatz Golden Cap war eine der berüchtigten „single track“ Straßen von hohen Hecken und Bäumen umsäumt, wirklich malerisch und so weiter, wenn man mit einem Fahrzeug in der Größe eines normalen PKW oder mit dem Fahrrad unterwegs ist. Jedoch für Schakkeline und Fahrzeuge ihre bescheidenen Dimensionen noch überschreitend, wird eine solche Route zu einer echten Herausforderung. Alle paar Meter sind die Fahrbahnen durch kleine Buchten erweitert worden, damit sich eben zwei entgegenkommende Fahrzeuge jeglicher Größe ausweichen können. So passierte es auch auf unserem Weg zurück zur Hauptstraße. Es waren zwei Autos die uns entgegen kamen. Wir hielten an einer der Buchten, fuhren schrappend nah an die geheckte Botanik heran und warteten. Der erste entgegenkommende Wagen blieb abrupt stehen und die sich hinterm Steuer befindliche Frau, Dame wäre hier zu viel gesagt, starrte mit entsetzten Augen auf die für sie bereitstehende Passage. Zweifellos hätte da eine zweite Schakkeline durch gepasst, oder zumindest mit ein bisschen mehr Einsatz auch das Vehikel der Dame, dass die Größe eines Opel Corsas nur minimal überschritt. Nun aber, von blanker Panik ergriffen, schien die Fahrerin ihre eigene Lösung für das Problem gefunden zu haben. Nach dem Starrmoment, der etwa 10 Sekunden andauerte, rammte sie ihrem Gefährt den Rückwärtsgang in die Eingeweide und bewegte sich in die entgegengesetzte Richtung. Was nun folgte, war ein Heidenspass!! Dass die Fahrkünste der Englischen Bevölkerung vielfach zu wünschen übrig lassen, wurde uns auch hier vorgeführt. Dass die Lenkung beim Rückwärtsfahren nicht umgekehrt funktioniert, schien der Frau nicht bekannt gewesen zu sein.
Die Hecken, sowohl rechts als auch links, erfuhren erhebliche Rammschäden, denn die Fahrerin vermochte ihr Fahrzeug nicht auch nur einen Meter gerade rückwärts zu setzen. Wildes Umeinandergelenke und verbissene Blicke abwechselnd in den Rückspiegel und in unsere Richtung trugen zum Amüsement nachhaltig bei. Um unsere Freude an dem Spektakel  und vor allem den Druck auf die Kunstfahrerin ein wenig zu erhöhen, fuhren wir gemütlich vorwärts rollend in einigen Metern Abstand „hinter“ ihr her, aber nur gerade mit soviel Abstand, dass sie unsere immer freundlich (eigentlich schadenfroh und hämisch)grinsenden Gesichter und wir ihren Wut- und Panikschaum einwandfrei erkennen konnten. Als sie bald eine Ausbuchtung erreichte, ob sie diese zuvor selbst ausgebaucht hatte oder ob sie schon vorher da war, lassen wir an dieser Stelle unbeantwortet; es wäre durchaus möglich, dass die Fahrkünste dieser Frau im Allgemeinen von einer großen Kurvenfreudigkeit zeugen.
Als wir jedenfalls am Ende dieser Vorstellung uns mit einem winkenden Gruß bei ihr für diese nervliche Aufopferung bedankten, stierte sie lediglich nach vorne auf die Straße, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Im Übrigen hätte diese Person perfekt das Image einer Deutschen Beamtin als Halbtagskraft erfüllt…
Nun fuhren wir also weiter Richtung Westen, nämlich nach Exeter und Exmouth. Die Fahrt verlief bis dahin eher spektakulärlos. Wir wollten eigentlich das komfortable Park& Ride System nutzen, um in die Exeter City zu gelangen. Wir fuhren zielstrebig auf den dafür vorgesehenen Parkplatz zu, nur um dann festzustellen, dass die maximale Durchfahrtshöhe bei 2.20 Metern lag. Widersinnig, wie wir fanden, denn soll man nun mit einem Riesenvehikel gezwungen sein, durch die Stadt zu kreuzen, nur um dann vor einer zu niedrigen oder zu schmalen Brücke zu scheitern, während hinter und vor einem sich die Fahrzeuge aneinander reihen und geduldig auf das Weiterfahren warten -wobei die Engländer dafür ja das Gen haben, und man selbst  schweißgebadet versucht auf gefühlten 2 Quadratmetern  in 67 Zügen zu wenden!? Also umkreisten wir den Parkplatz mehrfach, in der Hoffnung irgendwo einen höheren Zugang zu finden. Auch die Polizei, die wir an einer Ampel neben uns antrafen, wusste keinen Rat. Resigniert entschieden wir, dass wir erstmal unseren neuen Stellplatz in Exmouth aufsuchten würden, um von dort aus in Richtung Exeter mit der Bahn zu fahren.

Pratthayes Farm lag in dem ländlichen Teil zwischen Exmouth und dem Ortsteil Sandy Bay (als Erholungssuchender sei dieses Areal weiträumig zu meiden, denn was man hier vorfindet, ist Kinderbespaßung durch Abenteuerspielplätze und Streichelzoos, während die Erwachsenen sich in den Vorgärten ihrer festinstallierten Wohnwagen (pavillonartig) gestaltungstechnisch übertrumpfen konnten. Grauenvoll!! Wir wussten zunächst nicht wohin mit unserem Verstand und sahen einfach nur zu, dass wir alsbald als möglich eine Wendemöglichkeit fanden.
Das große Einfahrtstor mit „SANDY PARK“ hätte uns schon stutzig machen sollen.
Unsere Farm war, wie nicht anders zu erwarten, über eine Single Track Lane zu erreichen. Diesmal ohne Gegenverkehr erreichten wir das Gatter und waren gleich von der Übersichtlichkeit angetan. Wir hatten Glück und bekamen noch einen Stellplatz für eine Nacht.
Wenig später, nachdem wir die obligatorischen Verkabelungen vorgenommen hatten, holten wir die Fahrräder vom Gepäckträger und radelten gemütlich Richtung Exmouth Bahnhof. Anders als gemütlich wäre es ohnehin nicht gegangen, denn der Weg am Meer und dem Sandstrand vorbei, war sehr windig.
Zeitlich passte es alles perfekt, denn kaum hatten wir unsere sehr günstigen Fahrkarten erstanden, konnten wir auch direkt in die Bahn steigen. Es dauerte etwa 30 Minuten, man hielt an jeder Milchkanne, bis wir in Exeter ankamen.
Die Stadt Exeter ist ganz schön, wenn auch nicht herausragend besonders. Allerdings ist der Kern um die Kathedrale sehr ursprünglich und vielfältig in den Epochen.
Uns war dieser Bereich natürlich auch aus sämtlichen Rosamunde Pilcher Filmen bekannt. Was uns jedoch erstaunte, war, dass gerade die Kathedralen-Vorgrünflächen zahlreich von Menschen okkupiert wurden, die sich dort sammelten, unterhielten, Mittagspause machten. Interessanterweise ist in den Filmen nicht eine Menschenseele dort zu entdecken, oder eben nur in weiter Ferne.
Auch das elegant-sportliche Parken am Fahrbahnrand macht das Z.D.F. möglich, in Wirklichkeit wäre das absolut unmöglich! Die Produktion muss eine große Macht über die Englischen Behörden haben, dass man wegen einer 2-Minuten Szene  das ganze Stadtzentrum und -leben lahmlegen kann. Erstaunlich! Denn erfahrungsgemäß geht dann in England gar nix mehr und es wird aus Panik erstmal eine Schlange gebildet.
Gegen 18 Uhr nahmen wir die Bahn zurück nach Exmouth und radelten wieder gemütlich, diesmal aber wegen berghoch, zum Stellplatz zurück.
Wir wollten uns einen entspannten Abend machen. Somit entkorkten wir einen weiteren Prosecco und wollten –nur um zu gucken- das Internet über unseren Superstick anwerfen. Wir fanden den Stecker jedoch nicht und krempelten alle Taschen und Inhalte um. Immerhin war dies ein Wohnmobil, es gab nicht sehr viele Orte wohin etwas verschwinden konnte.
Ratlos schauten wir hinter jede Spalte und Ritze die sich ausmachen ließ –und wir entdeckten den Stöpsel HINTER der gepolsterten Verkleidung bei der Sitzgruppe. Nun ist diese Verkleidung nicht als Ablagefläche gedacht und reichte damit bis auf den Fußboden.
Der Schock war groß. Unser Starrmoment dauerte etwa 3 Minuten, in der wir uns zitternd und schwitzend anblickten und eine Lösung ersannen. Mit allen Mitteln die sich uns boten, Werkzeug zum Auseinanderbauen der Heizungsanlage und Holzverkleidung hatten wir nicht, kreierten wir Behelfsmaßnahmen. Wir haben schließlich nicht umsonst soviel Gepäck, es musste ja zu was gut sein…
Wir klappten also die Bänke hoch und stocherten wild in den sämtlichen uns erkennbaren Öffnungen herum. Unsere Hände fanden sich an Lüftungsrohren und Stromkabeln wieder. Mit der Taschenlampe funzelte die eine in die Öffnung, damit die andere sehen konnte, ob das ein ganzer hohler Raum ist, der sich dahinter verbarg.
Pia beherrschte die Kunst des Armverlängerns und kroch, mit der Größe klar im Vorteil, in die ausgeräumte linke Sitzbank und schob ihren linken Arm bis zum Anschlag oder Kribbelmoment, in die Öffnung, während Katrin von oben Licht gab, einen Regenschirm in den Spalt schob und darin herumrührte bis die ersehnten Gegenstände Pias Fingerspitzen erreichten.
Es fanden sich allerdings nicht nur Rohre und Kabel sowie unser Internetstecker wieder, sondern auch einer von Pias neuen Haarreifen; allesamt in Gesellschaft eines blinden Passagiers, der schon seit einer geraumen Zeit im Wohnmobil mit zu fahren pflegte. Zunächst für Batman gehalten, wurde er aber dann zu einem lila Power Ranger. Seine dauerhafte Kamphaltung wirkte nunmehr jedoch nicht mehr so bedrohlich, fehlten ihm doch ein Fuß und der linke Arm.
Schweiß gebadet und selig die einzige, wenn auch miserable Verbindung ins Internet wiedergefunden zu haben, waren wir lediglich nur erschüttert darüber, dass wir eine uns bisher vorenthaltene Stauraumfläche entdeckt hatten, nämlich die unter den rechten Sitzbank. Die hatte uns der Wohnmobilvorstellungsangestellte namens Rüdiger als Tanklager erklärt und gar nicht erst geöffnet. Jetzt hatten wir endlich einen Platz für unsere Gummistiefel und Regenschirme, letzteres übrigens nicht umsonst mitgenommen, wie wir heute feststellen konnten, und konnten so unsere Abstellkammer entlasten. Die Duschkabinen in den Wohnmobilen sind eh überbewertet.








Dienstag, 14. September 2010

Tag 5: „Wind über der See“


























Der Strand und die Landschaft sind stehen der vorherigen in nichts nach, das Klima ist jedoch etwas rauer, mit ungern zugebenen Dauerregen, der waagerecht von der Seeseite gegen die Windschutzscheibe prescht. Pia hat es sich dennoch nicht nehmen lassen den einen oder anderen Hügel zu erklimmen mit ähnlichen Zwiebeleffekten wie am Vortag. 















Sie war zum Tee pünktlich zurück, während ich die Zeit nutzte, um an unserem Reisebericht weiter zu schreiben.
Schakkeline strotzt dem Sturm und kämpft unermüdlich gegen das Umfallen, der Segeleffekt bleibt erhalten. Es bleibt uns heute nur noch die theoretische Verpilcherung und die unermüdliche Transportlastenerleichterung.

Stand 17.45 Uhr: 
(18-6 ½ )+(2- ½)+ (6-1)

Tag 4: "Die Küste der Träume"

Nunmehr im Pilcher- Land angekommen, geht es mit der Verpilcherung ungebremst weiter, um genauer zu sein, je weiter wir uns Richtung Westen begeben, umso schlimmer wird es...
Da wir am Vortag ja erst relativ spät auf unserem Campingplatz angekommen waren, blieb uns nicht mehr viel Zeit, das reichhaltige kulturelle Angebot zu nutzen, welches die Gegend um Corfe Castle zu bieten hat.
Den Abend haben wir daher mit Blogschreiben, trinken und Sternegucken verbracht, wobei letzteres eher eine sekundäre Rolle spielte, nämlich immer dann, wenn wir versuchten unsere Tränen zu trocknen und unseren Verstand abzulenken, weil wir uns vor Lachen gekugelt haben. Die Kugelei sollte noch bis spät in die Nacht anhalten, selbst dann noch, als wir schon längst in den Betten lagen. Der Bauchmuskelkater war vorprogrammiert.

Mit einem Lachen im Gesicht sind wir am Morgen des Montags, 13.09.2010 (Happy Birthday, Uli und Jens!)aufgestanden und in die Duschhäuser gewandert.
Der Nachteil, wenn man –so wie wir- auf einen malerischen Stellplatz auch innerhalb der Campingfläche Wert legt, ist, dass man stets einen minutenlangen Fußmarsch zum Klo einrechnen muss. Und da Frauen ja sowieso immer zu zweit das Örtliche aufsuchen, blieben auch wir diesem Klischee treu. Wenn nämlich Katrin sich erhebt und die abenteuerliche Stiege ins Erdgeschoss halb hinab fällt, und auch gern mal mit der Hose (ob Unter- oder Pyjama-) leise fluchend am oberen Ende der Kletterkonstruktion hängenbleibt, so wird auch Pia wach.
Und wenn Pia aus ihrer Sargecke behände über Katrin hinweg zu steigen sucht, um an diesem dubiosen Leitergestell abwärts zu gelangen, war es zunächst ein RUMPS –Autsch!, gefolgt vom sportlichen Drüberher -mit einem halb gestreckten Bein die Leiter erreicht, während das andere hinterher zu ziehen der oben anstoßende Kopf dem einen Strich durch die Rechnung macht und man dann auf Katrins Kniegelenken sitzenbleibt.
Da es sich folglich nicht umgehen lässt, dass man sich gegenseitig wach macht, nutzt die andere dann gleich auch die Gelegenheit das Klo aufzusuchen.
Jedenfalls stellten sich die Wasch- und Erleichterungsgelegenheiten in Woody Hyde als ein grün-gelb gestrichenes Albtraumszenario dar. Unweigerlich fühlte man sich an die Gemeinschaftsduschen von Zeltlagern und Jugendherbergen zurück erinnert. Die Klos sind viel zu niedrig und die kleine Räumlichkeit viel zu eng. Abzuschließen waren von diesen acht Sitzkammern etwa nur drei. Wenigstens hatten sie überhaupt Türen.
Die Luft im Inneren mischte sich aus diesem klassischen Großraumputzmittel von dem man immer Kopfschmerzen bekommt, wenn man sich in dem Dunst länger als zwei Minuten aufhält, und den abgestandenen Feuchtemuff, vollgesogen von den Holzbalken der Dachkonstruktion, begleitet von verstaubten Wasser(?!)-Rohren und Spinnennetzen, die sich von den 70er Jahre-Neonröhren bis zur Oberkante Fliesenspiegel grätschten. An den Fliesen selbst würde sogar ein qualitativ hochwertiger Spinnenfaden nicht halten, er wäre glatt abgerutscht. Die Fliesen in den zu engen Duschkabinen waren entweder mal Weiß oder von Natur aus Vanillefarbend und waren allesamt mit einem kalt-klammen Schleier belegt. Diese in der ohnehin schon viel zu engen Kammer zu berühren, kommt ungefähr dem Erlebnis eines kalt-nassen, flatternden Duschvorhanges von fremden Leuten gleich, der sich dem Duscher immer ans Bein saugt. Chllppp.
Man kennt ja das Phänomen der Zweihand-Mischhähne für Hot und Cold, welches hier in England so verbreitet ist. Prinzipiell ist auch unsere Begeisterung dafür uneingeschränkt, aber das gilt nicht für die Situation, wenn man völlig unbekleidet (von den Flipflops mal abgesehen) und hilflos unter einem in 2.30 Meter Höhe angebrachten unbeweglichen Duschkopf steht und ihn mit großen erwartungsvollen Augen beobachtet, weil man einfach nicht weiß was da gleich herauskommt. Ist es siedend heiß oder eiskalt? (Gas oder Brühe? -das Ambiente passte.) Jedenfalls nicht die gemütliche Duschtemperatur, die man von zu Hause gewohnt ist. Fest stand, dass zur Seite springen oder  weglaufen in dieser Kammer auch keinen Sinn machte.

Heute wollten wir uns aber auch endlich den Ort Corfe Castle in Ruhe anschauen. Nach dem Duschabenteuer und Frühstück begaben wir uns in das Dorf, welches insgesamt vom National Trust betreut wird, und erklommen zunächst die Ruine des Schlosses, die das Landschaftsbild der Umgebung stark prägt. 



Welch‘ dramatische Szenen sich hier abgespielt haben… Hier wurde sich ein Knöchel verstaucht, dort wurde viel Wertvolles geredet (ähnlich wie an den Klippen selbst) und noch weiter hinten wurden unter Vernunft und zahllosen Tränen sämtliche Großlieben beendet, während im Hintergrund der Dampfzug zischend und pfeifend über die steinerne Bogenbrücke am sanften Hügelgrün entlang kesselte.




Nach einer kurzen Dorfbesichtigung schlenderten wir wieder gemütlich zu Schakkeline zurück, die am Dorfrande schon auf uns wartete. Den anspruchsloseren der beiden Wege Richtung Lulworth/Dorchester/ Weymouth ignorierten wir, denn wir lieben ja die Herausforderung. Dennoch muss man von Glück reden, dass die Straße über die Hügelkrone zu dem Zeitpunkt auf Grund von Militärübungen gesperrt war, denn bei Gegenverkehr rückwärts berghoch zu schlängeln, stand auf unserer WoMo- Fahrkunstwunschliste nicht ganz oben…
Wir zogen die andere einspurige und eng begrünte „nahezu schon Gasse“ vor, die im Übrigen nicht minder abenteuerlich war.
Quer durch eine idyllische Militärheidelandschaft - die gepanzerten Gefechtsfahrzeuge darin ließen sich hinter jedem violetten Heidekraut vermuten. Der Durchfahrer durfte um Gotteswillen nicht anhalten und musste sich auf „sudden gunfire“ einstellen. Dadurch bekam der beschauliche Ferienort eine besondere Note, wenn der erholungssuchende Urlauber Samstags Nacht durch eine Truppenübung aus seinem Bett bombadiert wird. Aber dennoch scheinen diese „Bombenstimmung“  und die vorörtlichen Militärbarracken dem Dorf Lulworth (East und West) nichts anhaben zu können.
Weiter ging es zur „Durdle Door“, unweit von Lulworth, womit wir einen ganz berühmten Strand kennenlernen durften. Und hier ist nicht nur die Rede von Rosamunde Pilcher, sondern auch von etlichen anderen englischen Filmen, die hier eine ideale Location fanden.



Wir scheuchten Schäkki bis hoch auf den Parkplatz auf den Klippen; die Parkpreise waren horrend und unter zwei Stunden Parkdauer lief gar nix. Die aufkommende steife Brise nahmen wir wohlwollend in Kauf. Der Weg hinunter war so steil, dass man auch ebenso gut hätte von der Klippe springen können. Zuerst erreichten wir auf dem Schotterweg die erste Bucht, auf die wir hinab schauen konnten. Den Weg weiterverfolgend kamen wir auch zu der zweiten Bucht mit der „Durdle Door“. Zunächst standen wir zwischen diesen beiden Buchten. Der Anblick war einfach atemberaubend! Hier wurde landschaftlich nicht übertrieben! Natürlich wollten wir es uns nicht nehmen lassen, den Strand selbst mal entlang zu schlendern um die romantischen Gelage von Wayne, William und Morris mit Joanna, Grace und Lucinda nachempfinden zu können. Wer hier mit einem Mann an der Seite keinen Heiratsantrag bekommt, hat wohl alles falsch gemacht…
Sogar wir erspähten vom Strand aus einen einsam umher wandernden Herrn auf dem Klippenpfad über unseren Köpfen und wollten uns gerade schon die Knöchel verstauchen ob der Tatsache, dass es offenbar wirklich Männer gibt, die sich in ihren Gedanken zu den Klippen aufmachen, wo sie ja in der Regel ihrer Traumfrau begegnen, als der Herr weiter in Erkennungsnähe kam, so dass wir seinen Wanderrucksack und die grauen Haare ausmachen konnten. Damit war dieser Traum geplatzt.
Viele Fotos später machten wir uns auf den Rückweg zum Wagen. Bisher den Aufstieg erfolgreich verdrängt, scheiterten wir schon fast an der steilen Treppe vom Strand zum Schotterweg, aber der schlimmste Teil sollte ja erst noch kommen, nämlich die gefühlte Steigung von 47%; zwiebelnder Hintern, Atemnot und Gegenwind waren im Erlebnis mit inbegriffen. Komischerweise wird dieses Detail in den Filmen übergangen. Kein Mensch zeigt, wie man zu diesem Traumstrand und wieder zurück kommt…Nunja, ein japsender Morris oder eine keuchende Lucinda brächte wohl drastisch die Einschaltquote nach unten. …Und jeder normal sterbliche Mensch zweifelt an seiner Kondition, wenn er sieht, wie taufrisch die schönen Menschen in wehenden Kleidern auf der höchsten Klippe stehend, ihrem Gegenüber die große Liebe erklären.



Unsere Reise sollte an diesem Tage noch ein wenig weitergehen, denn unser eigentliches Ziel war Seatown bei/ hinter/ unter Bridport und Chideock. Dort erwartete uns das Golden Cap, ein weiterer Küstenstrich, der vom National Trust gepflegt wird. Auf dem Wege dorthin sind wir noch in Dorchester einkaufen gewesen, wo wir übrigens hoffnungsvoll den Laptop anwarfen um die letzten Reiseberichte einzustellen, denn in einer größeren Stadt erwarteten wir mehr Empfang als in den dörflichen Gefilden. So war es auch, zumindest konnten wir die Seite öffnen, aber dann gab der Laptop vollends seinen elektronischen Geist auf. Es musste also warten.

Am Golden Cap waren wir abends um etwa 18.15 Uhr. Wir meldeten uns an und erschlossen unseren grünen Stellplatz, dummerweise mit leichter Hanglage. Unsere englischen Nachbarn waren für solche Fälle gewappnet und hatten ALLE Unterlegkeile für den Ausgleich. Wie gesagt, wir lieben es sportlich, und als erfahrene Segler und Bootler sind auch wir der konstanten Schräglage mächtig. In gewisser Weise erleichtert es sogar das Leben: Die Schubladen gehen von alleine auf ohne dass man selbst daran ziehen muss; man muss nicht mehr zu tief in die Schränke greifen; die Trockentücher an den Schranktüren können das Holz nicht vermodern, weil sie im 20 Gradwinkel abstehen. Nur nachts ist das suboptimal, denn die Füße zeigen in Richtung Abwärts, und so nach und nach rutscht auch der Rest nach während der Hintern sich an der ursprünglichen Stelle zu halten versucht. Maximale Reibung.

(18-6)+(2- ½)+ (6-1)

Tag 3: Die Verpilcherung hat begonnen, oder: „Stunden der Entscheidung“

Tag 3: Die Verpilcherung hat begonnen, oder: „Stunden der Entscheidung“

Aufgewacht und mitgemacht!
Kaum (schweißgebadet) aus den Träumen erwacht, blinzelte uns die Sonne durch die Seitenluke in unseren Alkoven hinein. Es war nicht zu fassen! Sonne!!! Strahlend blauer Himmel!! 



Es ist Sonntag, der 12.09. (an dieser Stelle: Alles Liebe zum Namenstag, liebe Mama! Dein Kind. Bussi, etc.)
Hedwig und Alfred rannten auch schon fröhlich über die Wiese.
Wir frühstückten gemütlich und packten später gemütlich zusammen; mittlerweile sind wir schon professioneller geworden, denn es scheppert und klingelt nicht mehr bei jeder seichten Straßenkrümmung. Es war ungewöhnlich ruhig und man konnte in normaler Lautstärke reden und der Begleitmusik lauschen. Momentan reden wir noch von den Swingklassikern…
Nun wollten wir unsere Reise endlich ins „gelobte Land“ fortsetzen und es heute bis Dorset schaffen. Unser Ziel war Corfe Castle, mitten auf der Halbinsel Purbeck. Wir verbrachten den ganzen Mittag und auch Nachmittag „in“ Schakkeline und frönten der sich ändernden Landschaft. Als wir von der Schnellstraße herunterfuhren, musste sich mit der Umgebung auch die Musik ein wenig ändern. Wir fingen langsam an, denn noch waren wir nicht am Ziel. Kurz hinter Wareham änderte sich parallel zur Landschaft auch die Begleitmusik. Endlich kam die obligatorische Klippenflugbegleitmusik (selbstverständlich alles auf CD, man ist ja vorbereitet) zum Einsatz – und es passte. Überall, wo wir fuhren, passte es einfach. Auch ohne Klippen. Unangenehmer Nebeneffekt: Der Tank war quasi leer. Diesen Fakt gekonnt für die nächsten 20 km ignoriert, pilcherten wir besonnen die Straßen hinauf und hinunter und endeten vorerst in Studland. Jeder kennt ja wohl die weißen im Wasser stehenden Felsbrocken (Old Harry’s Rock) und das sich an der Küste befindliche Cottage -ein Hotel für die einen, Strawberry Cottage für die anderen…
Die Tatsache des leerer werdenden Tanks und der Stellplatzlosigkeit ließen uns aber auch beim sonnigen Strandspaziergang nicht in Ruhe. Zudem kam ein für Pilcherverhältnisse überfüllter schmaler Sandstreifen, der von Algenmuff begleitet wurde. Daher setzten wir uns in die Schäkki und suchten uns Alternativplätze aus. Den innerlich ausgetragenen Telefonk(r)ampf inbegriffen.
Der von uns zunächst angepeilte Campingplatz in Church Knowle war überfüllt, somit mussten wir umdisponieren. Wir fanden einen Platz, eigentlich gar nicht weit, aber für einen Tank wie unseren eine Weltreise…
Mit jedem Kilometer äugten wir auf die Tankanzeige – und es blieb spannend. Wir wollten eigentlich von Studland die paar Kilometer bis nach Corfe wieder zurückfahren, um den Campingplatz von dort einfachst erreichen zu können, aber ein ewiger Stau machte auch diesen Plan zunichte. Vom Herumeiern in einer Englischen (Auto-) Schlange wurde der Tank auch nicht voller. Deswegen entschieden wir uns bei nächster Gelegenheit umzukehren und unser Glück in der anderen Richtung zu  versuchen, denn dort lag der weniger malerische als touristisch und familienunterhaltende Seebadeort Swanage.

Sicherheitshalber hatte Pia schon mal die Suche nach einer Tankstelle in die Uschi (alias Navigationssystem) eingegeben. Die erste Tanke erwies sich als Behelf und war 1., geschlossen, 2., nahm definitiv keine Kreditkarte geschweige denn 3., Bargeld. Sicherlich wurde dort Diesel nur gegen Naturalien getauscht, und das sicherlich auch nur montags bis mittwochs von 7.30- 8.15 Uhr.
Ein paar Meter weiter wurde es zeitgemäßer und wir fanden Texaco. Allerdings wurden wir hier auf die maximale Durchfahrtshöhe von 3,20 Metern aufmerksam gemacht. Die Höhe von unserem WoMo betrug 3,20 Meter. Pia musste erstmal aussteigen um zu schauen, ob wir nicht kurz vorm Cabriofahren standen, aber es passte. Da hätte noch ein Ferrari zwischen gepasst. Endlich konnten wir wieder durchatmen.
Als wir uns dann auf die A351 Richtung Corfe begaben, folgten in weniger als 200 Metern Abstand gleich 2 weltgewandte Tankstellen – mit Kreditkartenannahme!! Wären wir jedoch mit unseren letzten verbliebenen 7 Litern waghalsig dort her gefahren, wären diese Einrichtungen selbstverständlich NICHT dort gewesen; das war reine Schikane.
Wir fanden unseren Stellplatz „Woody Hyde Campsite“ am Ende eines weiteren Staus und sahen uns als lucky an, dass wir das Stauelend nicht noch einmal über uns ergehen lassen mussten.  Wir bogen in den Landweg ein, vergaßen zuweilen die Außenspiegel einzuklappen… Schrapp. Wer ahnt denn sowas...!!? Aber immerhin die Höhe passte.



Unsere Schakkeline direkt an die Bahngleise gestellt, also durch einen breiten Grünstreifen noch von einander getrennt, bauten wir als erstes unser Mobiliar draußen auf und tranken erstmal einen Prosecco. Ach ja und einen Tee. Für die Nerven.
Die Bahnlinie an der wir stehen, führt übrigens eine Sammlung alter Dampflokomotiven!! Mindestens fünf Mal fuhren die Züge innerhalb kürzester Zeit an unserem Platz vorbei und freuten sich jedesmal so sehr wie wir bei den Begegnungen. Wir winkten und die schnittigen Lokführer zogen an der Strippe und tuteten fröhlich zurück!
Nun sitzen wir immer noch draußen, haben fein gegessen und werden uns nun dem klaren und umwerfenden Sternenhimmel widmen, sogar die Milchstraße ist zu sehen!!



Eines kann aber schon jetzt erfahrungsgemäß festgehalten werden:
Im Rosamunde-Land
1. scheint die Sonne,
2. fahren Oldtimer und Cabrios (oder beides),
3. sind die Straßen eng und kurvig,
4. ist die Landschaft grün
5. fährt eine Dampflokomotive
6. und sehen die Hunde aus wie Cap.

PS: (18-4)+ (2-1/2)+ (6-1)


Tag 2: Endlich Pie!!

KURZE ANMERKUNG VORWEG: Wir haben regelmäßig geschrieben, aber die WLAN-Verbindung wollte nie so wir wir es brauchten, daher bitten wir Euch um Nachsicht! Jetzt aber folgen der 2. und der 3. Tag!

Am zweiten Tag, Samstag 11.09., wurden wir früh sanft schon von einem gleichmäßigen Trommeln auf unsere Plastikhaube geweckt. Damit waren die zuvor eifrig gesponnenen Pläne einer Radtour zum nächstgelegenen Bahnhof in Haywards Heath jäh zerrissen. Wir verbrachten etwa 47 Minuten damit zu überlegen, ob und wie wir nach Brighton kommen sollten. Dem Risiko mit Schäkki in die Stadt zu fahren und einem Radklau vom Heck in Kauf zu nehmen, waren wir nicht wohl gesonnen. Allerdings durch die vom Himmel fallenden Fluten mit dem Rad –sich womöglich noch die steilsten aller Hügel der South Downs erklimmend- 30 Minuten zum Bahnhof zu strampeln und eine zweite Nachtwanderung ähnlicher Art zu riskieren, erschien uns auch nicht attraktiver. Somit ersannen wir einen Kompromiss. Wir schnallten einfach die Fahrräder vom Heckträger ab und fuhren mit Schäkki nach Brighton. Des zunächst angepeilten Park & Ride Platzes wurden wir nicht fündig, aber dennoch fanden wir einen Stellplatz mit direkter Innenstadtanbindung, und das gar ohne zu bezahlen!
Die zunächst hoffnungsvollen Einkaufsziele erwiesen sich im  Nachhinein als wenig ertragreich. Und Laura Ashley gibt es auch nicht mehr. Pias ersehnte Tapetenrolle war somit in weitere Ferne gerückt/-rollt. Auch der sonst sehr ergiebige Stammtrödler bot nicht das, was eigentlich zu erwarten war, wobei es Katrin deutlich schwerer fiel an sich zu halten, als Pia. Pia hatte sich für ihren neu gegründeten Haushalt das eine oder andere Hingucker- Schnäppchen erhofft, wurde aber leider bitter enttäuscht. Nicht mal die Stehlampe, die wir schon in unsere WoMo – Campingplatzausstattung eingeplant hatten, normal halt, war letztlich doch nicht so attraktiv wie erwartet. Somit blieben die Ausgaben im mehr als überschaubaren Rahmen.
Zum Lunch hatten wir uns mit Joe und drei seiner Freunde, Rich, Liz und Vivi getroffen. Es war eine sehr spaßige Runde. Es war kaum zu fassen, aber wir sollten endlich zu unserem Shepherds Pie kommen, denn der wurde uns bei Bill’s (klar wissen wir wo das ist) angeboten. Nach endlos verstreichenden 30 Minuten, der Blumenkohl für Liz’s Quiche musste noch frisch geerntet werden, kam ein Pie für jede von uns – und er schmeckte nicht soooo dolle. Nach der ersten Gabel mit Koriandergeschmack (KORIANDER IM SHEPHERDS PIE!?!?!??!??!) stand für uns fest, dass die „Mission  Pie“ weitergehen sollte, aber immerhin sind wir dem Objekt der Begierde schon näher gekommen. Rätselfrage: Wer kennt den Unterschied zwischen Shepherd’s Pie und  Cottage Pie? Die uns umgebenden Engländer jedenfalls nicht… Ätsch.
Einen Kaffee, eine hot chocolate und ein paar neu gewonnene Freunde später schäkkelten wir wieder zu unserer Farm und beschlossen den Abend gemütlich – endlich draußen sitzend- bei einem oder drei, jedoch übersichtlichen Gläsern Prosecco. Eines steht fest:  Der Konsum muss gesteigert werden, schließlich sind wir nur zwei Wochen hier!!
Aktueller Pegelstand: (18- 3) + (2-1/2) +6= immer noch quite too much übrig.